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Kasperltheater

14.06.2006

Wurstelplatz im Prater wird noch attraktiver!

Neues Theaterhaus im Wurstelprater

 

Am Mittwoch, 14. Juni um 15.00 Uhr eröffnen Vizebürgermeisterin Grete Laska und der Präsident des Praterverbandes, Ing. Hubert Pichler, das neue Kasperl-Theater im Wurstelprater. Offiziell eröffnet werden auch der erste Ballonladen im Prater sowie der Brunnen auf dem Wurstelplatz.

Auf BesucherInnen wartet ein buntes Eröffnungsprogramm: Im Kasperl-Theater wird es gratis Vorstellungen geben und Gaukler und Jongleure auf dem Wurstelplatz werden Kindern die Wartezeit verkürzen. Kurzweilig wird es auch in der benachbarten Anker-Kinderbackstube oder in KidsWorld, wo am Eröffnungstag des Kasperltheaters ein ermäßigter Eintritt verlangt wird.

 

Erster Ballonladen im Prater

Der historisch gestaltete Ballonladen am Wurstelplatz bietet neben einer großen Auswahl an helium- und luftgefüllten Latex- und Folienballons auch Ballonbouquets und Ballonsträuße für viele Anlässe wie Geburtstag, Hochzeit, Geburt, Taufe, Jubiläum etc. Das Angebot umfasst weiters Partyartikel wie Confetti, Geburtstagskerzen, Girlanden, Verleih von Heliumflaschen, Armaturen, Zubehör, Helium-Einweg-Flaschen - also alles, was eine Superparty ausmacht. Ein Ballonwagen am Riesenradplatz und ein Ballonzustellservice erweitern das Angebot.

 

Wurstelbrunnen – PraterbesucherInnen lassen sich verewigen!

Auch der Brunnen auf dem Wurstelplatz bietet seit kurzem einen neuen Blickfang: Der Kasperl als Wiener Original und der Wurstel als Namensgeber des Wurstelpraters setzen ein fröhliches Zeichen im öffentlichen Raum. Gestaltet wurden die beiden wasserspeienden Bronzefiguren von Sammy Konkolits. Zukünftig wird man an den Infoständen im Prater Fliesen in verschiedenen Größen und Preisklassen kaufen können, auf denen man sich namentlich verewigen lassen kann. Die Fliesen werden in den Nationalfarben des jeweiligen Herkunftslandes gestaltet, in der Behindertenwerkstätte der Caritas produziert und einige Wochen später am Brunnen angebracht. Alle PraterbesucherInnen, die Fliesen kaufen, unterstützen mit ihren Beiträgen ein wirtschaftliches Unternehmen der Caritas, das Menschen mit Behinderungen in den Arbeitsprozess eingliedert.

 

Kasperl-Theater bietet zukünftig Unterhaltung für Jung und Alt

Die neue Adresse für den Wurstel ist: Wurstelplatz 1. Der Bau ist in einem nostalgischverspielten Stil und wird, wie der ganze neu gestaltete Wurstelplatz, ein Aufputz für den Prater sein. Das Theater bietet für ca. 60 Personen Platz, im Zuschauerraum wird ab Ende Juni eine Ausstellung über die historische Figur des Wurstels und seinen Bezug zum Wurstelprater zu sehen sein.

 

Neben den bekannten und beliebten Kindervorstellungen (Samstag, Sonntag, Feiertag und in den Ferien auch Dienstag – bis zu 3 Vorstellungen täglich) ist ein neues Programm für Erwachsene (Abendprogramm) geplant. Programmwechsel findet wöchentlich statt.

Das Theater, dessen Eröffnung im Vorfeld der Welt-Wurstel Tage am 17. und 18. Juni stattfindet, wird - wie schon in den letzten Jahren - ganzjährig geöffnet sein. Während der Woche ist es jederzeit für Gruppen möglich, Vorstellungen zu mieten, was gerne von Kindergärten genutzt wird.

 

Hinter den Kulissen des Wurstel-Theaters

Die Stücke, Kulissen und Puppen des Original Wiener Praterkasperl stammen aus eigener Werkstätte. Ein besonderes Angebot ist die Herstellung von Portrait-Puppen in der Werkstätte des Praterkasperls (Georg Albert) – auch in Kombination mit einer kabarettistischen Kasperlvorstellung. Ab September sind die neuen Werkstätten im Wurstel-Theater nach Termin-Vereinbarung zu besichtigen sowie ein Angebot von Workshops geplant.

 

Eine hoffentlich unendliche Geschichte

Das Kasperltheater im Prater war neben einer Bierausschank die erste Attraktion im Wiener Prater  – vom Kasperl stammt auch die Bezeichnung »Wurstelprater«, denn »Wurstel« nannten die WienerInnen damals den beliebten Spaßmacher, der den Mächtigen und Tod & Teufel in seinen Vortstellungen eine »d’rüberpritschte«.

Zahlreiche Zensuren (Hanswurststreit unter Maria Theresia, im 3. Reich, zuletzt die pädagogische Reform in den 70er Jahren) haben den Kasperl in Österreich vielerorts zu einem  »Saubermann« gemacht und ihm somit auch jede Brisanz genommen. Für die meisten Kinder ist er aber immer noch der ersten Kontakt mit dem Theater.

 

Das Team des Original Wiener Praterkasperl, das seit 1990 aktiv ist, ist wieder zur ursprünglichen, frechen Spielform des mittelalterlichen Jahrmarkt-Puppentheaters nach dem Typenmuster der Commedia dell’ arte zurück gekehrt. Neben erfolgreichen Theater- Film- & Fernsehproduktionen gibt es einen regelmäßigen Spielbetrieb im Prater.

 

Es ist extrem spannend, wenn man der Herkunft des Kasperltheaters nachgeht. Eine über 4.000 Jahre alte Quelle führt nach Indien zu religiösen Wurzeln. Der zipfelmützige Held Mithra kämpfte gegen schlangenartige Drachen und erzählte meist Schöpfungs-Mythen.

Wie unser Kasperl besiegte der lebensfrohe Kindgott Indra schon im altindischen Rigveda vor über 3.000 Jahren mit seiner Pritsche ein Schmuzelmoster. Indra wird immer wieder als Vögelchen bezeichnet und Vogelmenschen spielen in der antiken Komödie von Griechenland und Italien eine wesentliche Rolle.

 

Später, nach Verbreitung monotheistischer Religionen, blieb der reine, oft deftige Unterhaltungs-Spaß übrig. Über Italien haben sich Handpuppenbühnen in Form des Pulcinella-Spieles in ganz Europa verbreitet. Pulcinella heißt »Kleines Huhn« und die komische Figur des Pulcinella hat sich im Stegreiftheater der italienischen Renaissance in ganz Europa verbreitet. In England wird er zum Punch, in Frankreich zum Polichinelle, in Russland zu Petruschka und ...  – auch Mozarts Papageno steht in dieser Tradition.

Aus Pulcinella wurde auch Guignol / Vitesz Laszlo / Karagöz / Kasper ... und wie sie alle heißen. Der Kasperl, oder Wurstel, ist ebenfalls ein Nachfahre des Pulcinella – auch er hat die große Nase, die an den Vogelschnabel erinnert, und das bunte Flickengewand stammt vom Helequin, einem gutmütigen Teufel der römischen Unterwelt, aus dem sich die Figur des Harlekin entwickelte. Der heutige Praterkasperl erlebt seine Abenteuer zusammen mit seinem Gefährten, den Vogel Boing, denn schließlich hat jeder Wurstel einen Vogel.

 

Der Name Kasperl stammt übrigens von dem Pressburger Johann Laroche (1745 – 1806), der im Leopoldstädter Theater seine Hans-Wurst-Späße trieb. Nach dem Tod Laroches lebte die Figur als Handpuppe weiter und fand besonders im Prater ein beliebtes Terrain. Wie es sich für ein richtiges Jahrmarkt-Puppen-Theater gehört, tingelt der Original Wiener Praterkasperl zu Jahrmärkten, Festivals und anderen Veranstaltungen, spielt auch 2006 zahlreiche Auswärtsauftritte und Gastspiele mit seiner mobilen Wanderbühne und fungiert so auch als Botschafter für den Wiener Prater. Damit pflegen die PuppenspielerInnen gleichzeitig die Tradition des »Fahrenden Volkes«, das diese Form des Puppenspiels in ganz Europa verbreitete, und bewahren sich auch als PuppenspielerInnen die Lebendigkeit der Spielform, die man für diese Kunst auch benötigt. (Schluss) eg

 

Informationen: www.praterkasperl.com; www.wien-event.at/prater; www.prater-archiv.at

 


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