30 Jahre, 3 Kinder, Beruf: Autodrom Chefin im Prater 13.03.2009 | 18:23 | JUTTA SOMMERBAUER ( Die Presse) Am Sonntag öffnet der Prater – und Ka tja Kolnhofers „ Super Autodrom“. Neben den Teenagern erwartet sie vor allem Erwachsene mit Kindern als Kunden. Bei Katja Kolnhofer dauert das Vergnügen ex akt 200 Sekunden. Wie die Schaltstelle der Macht sieht die Meta llbox mit der gestrichelten Sekundendrehscheibe i
[MEHR]m Kassahäuschen nicht gerade aus. Und doch liegt hier der Schlüssel zum Geheimnis, wie viele Kreise die bunten Wägelchen in Kolnhofers Autodrom ziehen dürfen. Sind die 200 Sekunden abgelaufen, kommen die gummiumrandeten Miniautos ruckartig zum Stehen. Erst ein neuer Chip im Münzei nwurf setzt das Gefährt wieder in Gang. Kolnhofer, eine schlanke, hochgewachsene Frau mit brünettem Haar, ist die neue Herrin über das elektrifizierte Rundendrehen. Erst vor einigen Tagen hat sie die Pacht des „ Super Autodrom“ am Calafatti platz übernommen, am Sonntag, dem Tag der offiziellen Prater Eröffnung, wird sie erstmals die hellgrünen Rollläden hochziehen. Der frühere Pächter hat aus gesundheitlichen Gr ünden aufgegeben, und Kolnhofer, die aus einer Familiendynastie von Prater Unternehmer n stammt, sah ihre Chance. Oder vielmehr, sie fühlte sich, nach einigen Jahren ber ufsmäßiger Prater Abstinenz und nach ihrem 30. Geburtstag, bereit für diese „ Herausforderung“ als Unternehmerin. Nach der Saison, so die gut kalkulierte Hoff nung, soll ihr, der alleinerziehenden Mutter von dr ei Kindern, für den Rest des Jahres genug Geld übrig bleiben. Frauen sind lieber Beifahrer Was macht nun ein nicht mehr ganz neues Autodrom unternehmerisch interessant? Es ist ein „cheap thrill“. Die Fahrt im Elek trofuhrpark ist um einiges günstiger als die neuen Attraktionen. Zwei Euro pro Fahrt – da lässt man sich gerne überreden. „ Wenn dann noch die passende Musik spielt, komm en die Leute“, weiß Kolnhofer. Wobei: Nach wie vor dürfte das Chauffieren eher ein Zeitvertreib für die männliche Bevölkerungshälfte sein. Der freien F ahrt erliegen, schneller sein, den Weg abschneiden, Frontalzusammenstöße, und das , obwohl sie „strengstens verboten“ sind, wie ein Schild an der Wand mahnt. „ F rauen sind lieber Beifahrer, noch immer“, sagt die junge Frau verschmitzt; sie selbst wählte früher am liebsten das Tagada. Neben den Teenagern erwartet sie vor alle m Erwachsene mit Kindern als Kunden. Ihr Autodrom wirke „absichtlich rustikal “, wie sie sagt. „ Nicht jeder mag es ultramodern.“ Nicht die neueste Attraktion – aber auch kein Symbol dessen, was Vergnügung und Nervenkitzel in den frühen Prater Tagen einmal war, wie der wiedereröffnete Toboggan, die unter D enkmalschutz stehende Holzrutsche. Das Autodrom, vielleicht ist es Symbol einer Ästhetik, die di eser Tage im Prater eher unerwünscht ist. Vergangenes Jahr fiel die Verschalung des „ Grand Autodrom“ am Riesenradplatz dem „ Wien um 1900“ Konzept von Vizebürgermeisterin Grete Laska zum Opfer. Die kühle Metallfront mit der roten Neonröhrenschrift im Stil der 50er wurde einfach mit einer Holzwand mit Oldt imer Sujet („ Chauffeur Schule“) verdeckt. Auch Kolnhofers Autodrom kündet nich t vom unschuldigkitschigen Traum in Zuckerlrosa – sondern von der Sehnsucht des kleinen Mannes nach Freiheit und der weiten Welt. An den Innenwänden handgemalte Wildwest Motive , ein unbändiger Hengst in der Steppe, ein Truck, Adler schwingen, die Lichter Las Vegas'. „ Der Prater“, sagt die 30 Jähri ge, „ist individuell.“ Jeder Stand ein anderes Fantasma, eine Kakofonie lauter Musik, eine Überre izung der Sinne. Ein Themenpark, eine Umzäunung gar, das wäre „der Tod des Praters“, ist Kolnhofer überzeugt. Doch zunächst muss die Jungunternehmerin die letzten Vorbereitungen für ihren ersten Saisonstart treffen: Einige Dr ahtbahnen, an denen die Automobile mit ihren Metallstangen entlanggleiten, müssen erneuert, die Lichter überprüft, der Metallboden mit Petrolium abgerieben werd en. Und schließlich ist noch der Münzeinwurf jedes einzelnen Wagens zu k ontrollieren: Denn nur wenn der Chip hält, sind dem Fahrgast die 200 Sekunden Vergnügen sicher. (' Die Presse', Print Ausgabe, 14.03.2009)