Prater Wien FLORIAN KLENK 03.12.2014 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. Die grofle Not und das kleine Gluck Die Stadt verbietet das kleine Gliicksspiel. Ein seltenes Lehrstiickvom Sieg der Demokratie fiber das Geld KOMMENTAR: FLORIAN KLENKMankann der rotgriinen Stadtregierung ftir diesen Entschlussgar nicht oft genug danken: Angetrieben vom soeben nach .. Deutschland ausgew
[MEHR]anderten SPODenker Nikolaus Kowa It ( Sektion 8) hat sievergangene Woche beschlossen, den Wildwuchsan Gliicksspielautomatenzu stoppen. Es wird, so das Versprechen, augerhalb von grogen (und kontrollierten) Spielhallen keine einarmigen Banditen mehr geben. Spielsiichtige werdenihren Monatslohn nicht mehr an jeder Ecke verlieren und ihre Familienin die Not reigen konnen. Man konnte dieses vergleichsweisekleine kommunalpolitische Gesetz aufeiner Randspalte vermelden. In Wahrheit steckt dahinter ein Lehrstiick in Sachen Demokratieund emnpublizistischer Erfo Ig unserer Zeitung. Sieben Jahre lang haben wir die Leidensgeschichten einer wachsenden Schar zerstorter Spieler dokumentiertund die dubiosen Geschaftspraktikender Glucksspiellobby aufgedeckt. Im Zentrum der Kritik stand emnpolitischbestens vernetzter Gumpoldskirchner Weltkonzern: die Novomatic. Im Jahr 2007 hat der Falter daserste Mal iiber das sogenannte kleine Gliicksspiel'und Novomatic Chef Professor' Johann Graf berichtet. Die Anwalte von Spielern gabenuns Einblicke in die Strafakte des Konzerns. Die Novo' stand damals im Verdacht, in Wien flachendeckend verbotenes Gliicksspiel zu betreibenundzwarmit gefinkelten Automaten, diedas Gliicksspielgesetz elegantausspielten. Ein engagierter Kriminalbeamter aus St. Pollen, Franz Marton,arbeitete sich in das Thema em,ertraf VLeute und Spieler, Gutachter und Suchtforscher. Irgendwann aber bisser auf Granit. Die Novomatic, schrieber in semen Akt, habe einen Schutzwall' errichtet,urn sich vor dem Zugriffvon Belli:itden und Politikern zuschiitzen. Die Wiener SPORebellen Der Autor ist Chefredakteurdes Falterder Sektion 8 haben diesen undandere Berichte gelesen und die Initiative ergriffen. Das Problem: Das Gesetz erlaubte den einfachen Leuten das Ideine Gliicksspiel'. Im Wurstelprateremnpaar Miinzen einwerfen, em n paarzengewinnen. Sowar das gedacht. Die Novomatic aber verteiltesogenannte Gaminatoren' tiber dieganzen Stadt. Ihr kleines Gliicksspiel'konnte mithilfe der Maschinen inwenigen Sekunden ablaufen. Per Schutzzweck des Gesetzes wurde ad absurdum gefiihrt, wie Polizisten und Finanzbeh Orden kritisierten. Die Staatsanwaltschaftstellte alle300 von Amtswegen eingeleiteten Strafverfahren em. Per Konzern habedas Gesetz eingehalten. Die Politiker an der Parteispitze jubelten weiter tiber das Geld, das die Gaminatoren in die Budgets spiilten. Nur die Gratzelpolitiker an der Basisprotestierten. Penn ganze Stragenziige wurden mit diesenelenden Gliicksspielkammerin zerstort. Die sozialen Folgekosten wurden der Gemeinschaftiibertragen. Die Novomatic konnte die Debatte steuern. Sic verdient Milliarden und Die Anliegen der Spielstich!igen haben sich gegeniibereinem Milliardenkonzerneirz bisschen durchgesetztverschafft in Gumpoldskirchen tausenden Osterreichern einen Job. Kritik andem Konzern war in den Boulevardzeitungsredaktionen und Grogparteien nichtwirklich gewiinscht. Wer es mit der Novomatic zu tunbekam, sah em n Wesen mit vielenfen. Manche Haupter lachelten wohlwollend. Die Novomatic inszeniertesich in ihrem Novomatic Forum alsweltoffener und liberaler Mazen: Der ORF bekam Millionen ftir 01 und Dancing Stars', Zeitungen druckten Jubelsonderseiten, sogar die Heute Boxen trugen das Logoder Novomatic Tochter Admiral. Aber wehe, das spendable Unternehmen wurde von Journalisten oder Politikern lcritisiert, da setzte es Drohungen und Klagen. ORFRedakteure wissen das ebensowie die Anwalte des Falter oder viele der Spieler, die CC.4 Csich in den Zeitungen und in ORFSendungenzu Wortmeldeten. Kritische Berichterstattung iiberdas Glücksspiel fand nur schaumgebremst statt. Politikeretwa die 'clamalige niederesterreichische Landesratin Christa Kranz',die sich dem Konzern in den Weg stellten, wurdenmit Klagen. bedroht oder von der regierenden OVP niedergemacht. Politik, Behorden und Medien hatten nicht mehr die Res publica im Sinnoder zumindest die Note der horrendanwachsenden Zahl an Spielsiichtigen, sonderndie Interessen eines Konzerns, der geschicktlobbyierte. Undvielleicht sogar schmierte. Noch immer untersucht die Staatsanwaltschaft Wien, ob Novomatic vielleicht auch den damaligen Finanzminister Karl Heinz Grasser bestochenhat. Zwei Millionen Euro flossen andessen Freunde. Bestechung? Sowohl Grasser als auch der bei einer Razzia gefilzte Ex Novomatic Boss Franz Wohlfahrt bestreiten dies. Die Novomatic hatte ein liberaleres Gliicksspielgesetz bekommen. In Wien scheinen sich nun die Anliegender Spielsiichtigen gegenither den Interessen des Geldes durchzusetzen. Das ist doch einmal eine schbne Nachricht. Zumindest vorerst. Denndie Novomatic kiindigtedrei Verfassungsrechtler zur Handbereits an,den Beschluss des Gemeinderats zubekampfen. Wir bleiben dran.