01.08.2014 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. Liliputbahn Lok Da2, Mitte der 1980er Jahre ( Lok hat schon den geschweißten Kessel) mit dem Autor des Artikels Gerald Lackner. Gerald Lackner mit Bob Symes Generationenübergreifende Faszination der Eisenbahn und ihre Folgen Menschenbilder zum 90. Geburtstag von Bob Symes Bob Symes hat am 6.5.2014 seinen 90. Geburtsta
[MEHR]g gefeiert. Zu diesem Anlass hat er mich, so wie einige andere Freunde, am Wochenende davor in sein kleines Landhaus in England eingeladen, um mit ihm gemeinsam einige Tage zu verbringen. Als ich wieder zu Hause in Bayern war, hat mich Bob angerufen und zu mir gesagt, Gerald bitte sei so lieb und schreibe einen kurzen Artikel über deinen Besuch hier bei mir zu meinem 90. Geburtstag, und erzähle ein wenig davon 'in welcher besonderen Weise' wir beide miteinander generationenübergreifend verbunden sind. Erzähle unsere Geschichte und den Hintergrund. Nun ja gesagt getan, das Ergebnis lesen sie hier. Spur hatte und Mitglied der G1 MRA ( Gauge One Model Railway Association) geworden war. Zudem hatte mir meine Dame ein Video von der 310.23 geschenkt und so wurde ich zuerst per Video mit Bob Symes bekannt. Nachdem wir uns öfter diesen Film angesehen hatten, hatte ich immer mehr das Gefühl zwischen den Zeilen etwas herauszuhören, was ich von meinem Vater, der Jahrgang 1925 ist, her kannte. So schrieb ich einen Brief an Bob Symes. Nach einigen Wochen läutete das Telefon. Meine Freundin war ganz aufgeregt und sagte mir, dass Bob Symes am Telefon wäre. Während des Telefonats fanden wir rasch einen ' Draht' zueinander, der Altersunterschied von 48 Jahren war in unserem herrlichen und flüssigen Gedankenaustausch kein Hindernis. Dazu kam noch, dass Bob mir vorschlug, wir könnten uns über Skype unterhalten und sehen, was wir dann auch oft taten. In diesen Gesprächen fiel uns auf, dass wir als Kinder sehr ähnliche, uns bis heute prägende und unser Leben bestimmende Erlebnisse gehabt haben. Da war zunächst einmal die Tatsache, dass mein Vater Jahrgang 1925 ist und Bob Jahrgang 1924. Beide Väter waren Juristen mit militärischem Hintergrund, welcher sich in der Generation der Großväter weiter fortsetzte, was sich wieder in unserer Erziehung widerspiegelte, welche in einer leicht, im positiven Sinne lieblichen K"quot; K anmutenden Lebensart mündete. Zum anderen die Liliputbahn, welche unser beider Leben mit einem Abstand von 48 Jahren nachhaltig beeinflusste. Bei Bobs Geburtstagsfeier waren die unterschiedlichsten Leute aus der Normalspur Eisenbahnszene sowie dem Eisenbahnhobby und Bobs Familienangehörige anwesend. Wir fuhren mit Bobs 10,25' Echtdampfgartenbahn und mit seinem Dieseltriebwagen, den er selbst gebaut hatte und welcher nach Monica, seiner ersten Frau, benannt ist. Wir hatten bei all dem herrliches Wetter, seine Frau Sheila hatte auch kulinarisch an alles gedacht, und man merkte, dass der ganzen Veranstaltung eine der Eisenbahn wohlgesonnene Frau Vorstand. Nachdem Bob und ich einige gemeinsame Runden in seinem Dieseltriebwagen hinter uns hatten, beschlossen wir, uns auf eine Bank zu setzen und uns über unsere gemeinsame generationenübergreifende Vergangenheit, mit der Wiener Liliputbahn zu unterhalten. Also, wie hat das mit Bob und mir angefangen? Ich wurde 1972 in Graz als Sohn einer Krankenschwester aus Graz und eines Wiener Beamten und Juristen mit militärischer Vergangenheit als Flieger geboren. Schon als Kind war ich an Technik und Mechanik mehr interessiert als an Geographie und Deutsch. So war es, dass ich schulisch gesehen ein Sorgenkind meiner Mutter war. Mein Vater hatte hierbei aber weit weniger Bedenken, war er doch irgendwie überzeugt davon, dass ich mit großer Wahrscheinlichkeit keine juristische Karriere anstreben würde, ebenso keine militärische wie unsere Großväter, sondern im Gegensatz zu seinen Fähigkeiten, eher eine technische. Mein Vater war ein begeisterter Leser von Büchern fast jeglicher Art, und um genügend Zeit zum Lesen zu finden und gleichzeitig Zeit mit mir zu verbringen, ging mein Vater oft mit mir in das Technische Museum in Wien, wo er sich immer auf vorhandene Bänke setzte und seine Bücher las. Ich durfte den ganzen Tag mit im Museum sein, was mir immer sehr gut gefallen hat. Nachdem ich einige Dinge schon öfters gesehen hatte und mich als Kind ein wenig zu langweilen begann, gab mir mein Vater einige Blätter Papier und einen Bleistift und gab mir zu verstehen, dass ich ja auch einige technische Dinge zeichnen könne. Gesagt getan, die Ergebnisse waren immer ganz interessant. Zu Hause angekommen fing ich dann an, die von mir gezeichneten Lokomotiven und technische Geräte mittels Papier nachzubauen. Dies wurde von meinem Vater nach Kräften unterstützt, war es doch eine günstige und kreative Beschäftigung. Eines Tages beschloss mein Vater, mit mir in den Wiener Wurstelprater zu gehen und mir dort die Liliputbahn zu zeigen. Das war ein großes Erlebnis für mich, hat doch diese Begegnung, welcher noch viele weitere folgen würden, mein Leben nachhaltig beeinflusst. So kam es, dass ich nach einigen Besuchen bei der Liliputbahn damit begann, diese zu Hause aus Papier nachzubauen. Die ersten Loks waren nicht ganz so gut. Aber sie waren als die Prater Liliputbahnloks erkennbar. Als ich dann älter war und meinen relativ logischen Werdegang als Ingenieur hinter mir hatte, beschloss ich die Liliputlokomotive ( Martens'sche Einheitslok) für mich als 5' Lifesteam Modell zu bauen. Nach einiger Zeit wurde dieses Projekt dann von mir auf Spur 1 umgestellt, da ich bereits zwei Echtdampfmodelle in dieser 01.08.2014 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. Fotos (5): Gerald Lackner und Karl Bergner Gerald: ' Bob, wie war Dein erstes Zusammentreffen mit der Liliputbahn, kannst du dich noch erinnern ?' Bob: ' Ja, Gerald. Ich sehe es noch so deutlich vor meinem geistigen Auge, als wäre es erst gestern gewesen und doch sind in der Zwischenzeit fast 85 Jahre vergangen. Mein Vater nahm mich an einem Sonntag, des Jahres 1928 oder 29, mit in den Wiener Prater und machte für mich mysteriös wirkende Andeutungen, dass dies ein besonderer Tag für mich werden würde. Ich hatte einen Matrosenanzug an. Wie gingen in die Frühmesse in der Paulanerkirche und nahmen dann die Straßenbahn und fuhren Richtung Prater. Dort angekommen sah ich hinter dem Zaun eine kleine Eisenbahnstrecke und andere Kinder, welche ein wenig älter zu sein schienen, als ich mit meinen fünf Jahren. Wir warteten und dann hörte ich das Miniaturgeräusch einer echten Dampflok. Sie kam glänzend und schnaufend, pustend elegant und hielt exakt vor mir. Ich konnte sehen wie der Lokführer mit einem öligen Lappen die Maschine putzte. Seine öligen Hände ragten aus der blauen Jacke. Er kam zu mir, mit einem breiten Lächeln und fragte mich, ob ich nicht mit ihm auf den Führerstand der Maschine kommen wolle. Ich erinnere mich noch an den Duft, die Hitze, das Dampfgeräusch und die Wärme, welche in der Kabine abstrahlte. Ich war das erste Mal in meiner Traumwelt. Gerald: ' Interessant, so ähnlich erging es auch mir.' Bob: ' Wie Gerald erzähl mir das.' Gerald: ' Mein Vater nahm mich mit etwa sieben Jahren zum ersten Mal zur Liliputbahn mit. Ich weiß noch genau, dass ich in die erste Klasse der Grundschule ging, es war 1979, und es waren große Ferien. Wir sind ebenfalls mit der Straßenbahn hingefahren. Dort angekommen, erinnere ich mich als erstes an die wundervollen großen Kastanienbäume durch welche sanft das Licht schien. Alles war in gelblich grünes Licht getaucht. Kurz darauf kam die Dampflokomotive schnaubend, dampfend und für mich äußerst wohlriechend um die Kurve und blieb beim Kohlebunker stehen. Mein Vater war gerade beim Kartenkaufen, da sah er wie mich der Anblick der Lokomotive fesselte. Das muss auch dem Lokführer aufgefallen sein. Wir setzten uns danach in einen Waggon der Bahn. Im ersten Waggon war kein Platz mehr frei. Als der Zug sich dann in Gang setzte und eine Weile gefahren war, kamen wir an eine Haltestelle und mein Vater stieg mit mir aus und ging mit mir zum ersten Waggon, da dort Platz geworden war. So konnte ich direkt hinter der Lokomotive im ersten Wagen sitzen. Es endete damit, dass mein Vater mit mir vier oder fünf Fahrten hintereinander gemacht hat. Danach sind wir zum Essen gegangen, ich glaube in das Schweizerhaus auf eine Jause. Bob lacht: ' Genau wie bei mir. Auch mein Vater hat mit mir dort gejausnet. Im Schweizerhaus zu jausnen! Phantastisch! Erzähl weiter Gerald.' ' Ja, nachdem mein Vater und ich eine Kleinigkeit im Schweizerhaus gegessen haben, sind wir wieder zur Liliputbahn, und sind mit dieser dann nochmals vier oder fünf Runden gefahren. Die Geräusche der Lokomotive, das Schnauben und Pfauchen, der wunderbare warme Dampf, der Geruch der Kohle, ein Parfüm! Und alles spielte sich so direkt vor meinen Augen ab, ich konnte es so gut beobachten, da es sich in so übersichtlicher Weise vor meinen Kinderaugen darbot und ich im ersten Wagen alles beobachten konnte. Bob: ' Ja, es war für Kinderaugen wahrnehmbar, erlebbar. Zudem vermittelte es das Gefühl einer Art Behaglichkeit. Was geschah dann, Gerald?' Gerald: ' Da ich und mein Vater bis zum Dienstende der Dampflok an diesem Tag mit der Liliputbahn gefahren waren, war dies auch dem Personal aufgefallen, und ich und mein Vater durften im Waggon Sitzenbleiben. Als die Liliputdampflok in ihre Remise fuhr, waren wir die einzigen Gäste auf dem Weg dort hin.' Bob lacht. Gerald: ' Warum lachst du?' Bob: ' Das sage ich Dir zum Schluss ... erzähl weiter Gerald!' Gerald: ' Also gut! Als wir mit der Bahn in der Remise angekommen sind, war ich natürlich sehr aufgeregt. Der Lokführer und noch einige andere Bedienstete der Bahn sicherten ein wenig das Gelände und baten uns nun auszusteigen. Dann sind wir nach vor zu der Lokomotive gegangen. Es war wunderbar! Die Lokomotive strahlte Wärme, Geräusche und wunderbare Düfte ab. Alle meine Sinne waren voll da und wurden angesprochen. Diese Lokomotive war irgendwie ein lebendiges Ding. Der Lokführer erklärte mir noch einige Dinge der Lok. Ich durfte mich auch kurz in das Führerhaus setzen. Zum Schluss bekam ich vom Lokführer noch ein kleines Stück Kohle geschenkt. Mein Vater wickelte es in ein Taschentuch und so habe ich dann zuhause mit diesem Stück Kohle und meiner kleinen H0 Eisenbahn gespielt. Im Nachhinein kann ich sicher sagen, dass diese Ereignisse mich nachhaltig beeinflusst haben. Mein Interesse für Mechanik und Technik wurde geweckt, was nachhaltig meine Berufswahl beeinflusste und mir langfristig das Hobby Modelleisenbahn bescherte. Mein Wunsch war es, einmal eine kohlegefeuerte Modelldampflokomotive zu bauen. Und nun bin ich mitten drinnen im Bau meiner kohlegefeuerten Spur 1 Liliputloks. Wenn ich den Geruch von angeheizter Lokomotivkohle rieche, bin ich in meinem Geiste und in meinem Herzen wieder in Wien. Ich spüre den warmen Sommerwind, wie er durch die Kastanienbäume weht, welche neben den Liliputbahnremisen standen. Und ich bin wieder in einem Zustand, in einem Winkel meines Herzens, welcher einem sonst als Erwachsener nicht mehr so leicht zugänglich ist. Ich befinde mich dann in einer Art unbeschwerten, behüteten Glückseligkeit. Es ist wie eine Meditation. Jeglicher Stress usw. fällt von mir ab. Einfach herrlich!' Bob: ' Ja Gerald, wir hatten großes Glück! Ich bin dafür sehr dankbar. Es ist für mich interessant zu hören, wie sehr deine Begegnung mit der Liliputbahn der meinen gleicht. Auch ich habe ein Kohlestück vom Lokführer erhalten, was tiefen und nachhaltigen Eindruck auf mich gemacht hat. Unglaublich! Phantastisch! Wundervoll! Wie schön ist es, dass wir beide solch aufmerksamen Liliputbahnbediensteten aufgefallen sind, welche so viel tiefgründiges Verständnis für die Augen eines Kindes hatten, und dazu noch die menschliche Größe, uns Kinder, die wir damals ja waren, als vollwertige, fast erwachsene Menschen anzusehen, und uns mit ihrer Liebenswürdigkeit und ihrer Aufmerksamkeit eine Welt öffneten. Eine Welt, welche bei mir vor etwa 85 Jahren ihren Anfang nahm, und welche uns beide, zwei Menschen aus weit auseinanderliegenden Generationen so nahe zusammengebracht hat, und unser Leben in dieser Weise beieinflusst, ja vielleicht sogar maßgeblich gestaltet hat. Die Lokführer der Liliputbahn, welche uns beiden begegnet sind, waren nicht nur einfach Lokführer einer kleinen Vergnügungsbahn, sie waren Botschafter eines viel tiefer gehenden Gedankens.' Vielen Dank Bob, alles nur erdenklich Liebe und Gute zu Deinem Geburtstag! Text: Gerald Lackner Siehe auch Bildercollage letzte Seite!