Kleine Zeitung Steiermark 28.06.2014 Das Endeder Euphoric HELMUT KONRADEntbehrungen und Verluste liegen die Kriegsbegeisterungder Bevolkerung raschschwinden. Auch Propagandaaktionenin Graz vermochtendie Stimmung nichtmehrzuheben. Hatteder Grogteil der Bevolkerung1914die Kriegseuphoriemitgetragen,soanderte sich das mit der Fortdauerund mit den schlimmen Nachrichten von der Front. Schon dieersten Meldungen iiber Kriegstote und Ver
[MEHR]wundete liegen die Begeisterung abflauen. Die Blumenund die Kuchen, die die ersten Soldaten an die Front begleitethatten,warenverschwunden undbatten Angsten und Abschiedsschmerzen Platz machen milssen. Mit alien Mitteln wurdeversucht, diesem Schwenk in der offentlichen Meinungzu Hauseentgegenzuarbeiten. So wurdefiirdas Hinterland die Frontnachgestellt: In einer Art friihem Reenactment',alsoeinem Nachstellen des historischen Ereignisses, konntemanim Wiener Prater und im September 1915auch am Grazer Feliferhofgegenem n Eintrittsgeldnachgebaute Schiltzengraben von bciden Seiten der Front besichtigen. Kriegschauen' war damit em n Freizeitunternehmen. Im Landhaushofwurden Beutewaffen ausgestellt,die vermitteln sollten, was dem Feind schon alles abhandengekommenwar. Ernster war es schon mit den Sammlungen fiir die Witwen und Waisen gefallener Krieger. Einschr crfolgrciches Instrumentdafiirwarendie Kriegsnagelungen',wo manfiir eine festgesetztc Spendensumme einen Nagel ineine Skulptur einschlagen konnte. Den Beginn machte der Wehrmann in Eisen' in Wien,dem die Kronlander rasch eigeneholzerne Wehrmanner folgen liegen. Bei volksfestartigen Veranstaltungen wurdesogenageltund gesammelt. Bald folgtcn Orteoder Organisationen mit der Nagelungvon Wappenschildern, Tischer', Bildern, oft schr kunstvollgestaltet, wie der Wehrtisch der Zweierbosniaken'aus Graz. Aber im Hinterland gingesnichtnur urndie Aufrechterhaltung der Ruhe und urn die materielle Unterstiitzung der Front,sondern baldurndas nackte Uberleben der gesamten Bevolkerung. Alles wurde knapp,vorallem in den grogeren Stadtenwurden die Lebensmittel rationiert undnuriiber Karten abgegeben. Aber selbst der Besitz der Karte und langes Anstellenvorden Geschaften und Ausgabestellen boten keine Garantie, das Brot, das Mehl oder das Fett auchtatsachlichzubekommen. Dablieb oftnurder Schwarzmarktoder das Hamstern'am Land,wodann Wertgegenstandegegen Lebensmittel getauscht wurden. Groge Werte gingen in diesen Jahren in andere Hande ilber, esgab Kriegsgewinner, die der breiten Masse der Verlierer gegenfiberstanden. Die Frauen packten an Da die Manner an der Frontwaren,riickten Frauen in Mannerbcrufc em. Sic arbeitcten in fliegbandahnlichen Anlagen in Grazim Puchwerk, bei Humanic oderder Maschinenfabrik Andritz. Siestanden im Werk bei Baler in Kapfenberg und in den anderen Produktionsstatten fur Waffen. Ja, sie waren sogar im Bergbaueingesetzt. Wohl griff man auchauf Kriegsgefangene zuriick, die Hauptlast lag aber auf den Schultern der Frauen. Sic fuhren auchdie Stragenbahnen durch Grazund setzten somit erste deutliche Zeichen für einen Wandel der Geschlechterbeziehungen. Witze,dass ihnen bald auch Bartewachsen wfirden, zeigtennurdie Angste und die Unsicherheitender Manner. Ffir die Kinder bedeutete diese Berufstatigkeit der Frauen, dasssie nach der Schule oft unbeaufsichtigt blieben und die Zeitungen ilber Jugendkriminalitat undiiber den Verfall der Sitten klagten. Aber der Unterricht selbstblieb von Eingriffen auch nichtverschont. Die Kinder sammelten wahrend der Unterrichtszeit Heilkrauter far Tees, sie sammelten Brennholz, Pilze und Beeren. Und sic erhielten patriotischen Unterricht,lerntenexerzierenund wurden filr den Krieg vorbereitet. Die Heimatfront war also ebenfalls emn Kriegsschauplatz. Vorden Ausspeisungen und den Suppenkiichen versammelte sich dieverarmte Bev8lkerung, urn mitden bescheidenen milden Gabenwenigstens notdiirftigzuilberleben. In der gerichteten Landschaft' des Kriegs, in deres stetsgait, dass die Bed Urfnisse der Front Vorrang haben mussten, Kleine Zeitung Steiermark 28.06.2014 Prater Wien Helmut Konrad 29.06.2014 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. Kleine Zeitung Steiermark 28.06.2014 Prater Wien Helmut Konrad 29.06.2014 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. 441'iteree Warlieb Um sichsich den Kriegvorstellenzu können:nachgebaute Stellung mit Kampfvorführungam Feliferhof im Jahr 1915 STROHSCHNEIDER/ SAMMLUNG KLIBINZKY1914 Der Erste Weltkriegund die Steiermark1918ftetwa,71'4egi Gi U