Wiener Zeitung 06.11.2014 06.11.2014 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. Mehr als Klezmer Im Fluc gibteseine Konzertreihevon Musikern der zweiten und dritten Generation nach der Shoah. Von Lena Draa Wien. Iiidische Musik'dazueinemhierzulandeersteinmal Klezmer em. War da noch was? la,da war noch was. Doch was es dagab an jiidischer Unterhaltungskultur, wurde durch die Shoah au
[MEHR]sgemerzt oder ins Exil gedrangt. Dasist wohl einer der GILinde, warum Judentuna in Osterreich rnitunterauf Stereotype reduziert wird. Anders ist das in den USA,woder Zusammenhang zwischen Judenturn und Popkultur emnallgemein anerkanntes und ausgiebigbeforschtes Paktum 1st. Diesesurnfasst etwa den Umstand, dass auch Punk Legenden wie die Kindervon Holocaust Uberlebendenwaren. Blo B wahlten diese stattdem Festhaltenander zerstorten Vergangenheit der Vorfahren die Provokation ( Iam a Nazi, Schatzii') als Strategie im Umgang mitdem Abgrund Shoah. Doch auch Europa beginnt die Schockstarre einervielfaltigen und durchaus rebellischen Auseinandersetzungmitdem Trauma Holocaust Platz zumachen. Eine lebendige Musik und Kulturszene 1stam Entstehen, diesich abseitsvon Klezmer Klischeesmit jiidischen Identitaten auseinandersetzt. Dern tragt em n kleines Festival Rechnun,g, welches das Musikmagazin skug' in Kooperation mitdem Polnischen Institut in Wienorganisiert. Das von Kerstin Kellermann, Alfred Pranzl und Mia Zabelka kuratierte Festival skug #100'will zeigen, wie sich hier und dortjunge Musiker dieser Wunde' stellen. Dassesdafiir nicht zwingendnotig ist,selbst jiidisch zu sein,zeigt etwa die Frauenband Drekoty. Das junge Trio aus Warschau hatspeziell fiir das Festival im Wiener Flue einige Songs erarbeitet, diesich mit dein Thema Holocaust beschaftigen. Ola Rzepka, Schlagzeugerin und Sangerin der Gruppe,war zuvor in der jiklischen Surf Rock Band Alte Zachen aktiv. ludentum und Surfmusikwie gehtdas zusammen? Es passt perfekt!',meint Ola. Alte Zachen' 1st imehrigen em n jiddischer Ausdruck, dervonisraelischen Lumpensammlernverwendet wird. Wir sind selbst eine Art Lumpensammler, dievonverschiedenen Kulturen ,alte Sacherf auflesen und sie in etwas Neues verwandeln', erklart die Musikerin. Bach und Aphex Twin Ubrigens: Es ist kaum bekannt,dass die ersten Juden vor etwa tausend Jahren in Schlesien das Gebiet des heutigen Polen betraten.' Nicht weit von Rzepkas Wohnortentfernt befand sich auch das Vernichtungslager Fiirstengrube,indem der jiidische Komponist Gideon Klein ermordet wurde. Seine Musik wird Ola Rzepka beim Wiener Konzert in die Musiksprachevon Drekotytibersetzen. Diesewird wahlweise mit Post Rock oderdeutscher Elektronik in Verbindung gebracht, was aber nur Ausdruck der Tatsache ist, dass siesich eben schwer auf den Punktbringen lasst. Meine ersten Vorbilderwaren Bach und Bartek', bekennt Ola, gleichzeitigwarich emngro Ber Fan der polnischen Punk Szene. Eigentlich wei B ich nicht,wermich mehr beeinflusst hat Bach oder Aphex Twin'. Dass viele Kritiker zu dem Schluss kommen, die Musikvon Drekoty lasse sich mit nichts sonstvergleichen, freut die Musikerin: Ich hoffe, das bleibt noch eine Weile so.' Drekoty' 1st iibrigensem n Dialektausdruck und heifit soviel wie sich zanken', der Wortsinn ist allerdings eine Katze zerfetzen'. Doch habe die Band den Namen nicht wegen seiner Bedeutung gewahlt, sondern wegen des Klanges. Ola Rzepka: Ich bin jedenfalls auf Katzen allergisch.' Konzerte:6. und 7. November, 21 Uhr, Fluc, Praterstern 5, 1020 Wien Wiener Zeitung 06.11.2014 06.11.2014 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. Die Warschauer Punkband Drekoty gastiert in Wien. Foto: Skug