Wiener Zeitung 06.08.2015 Prater Wien Von Stefan Niederwieser 06.08.2015 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. Wiener Clubszene Veranstalter setzen aufgrund der Hitzeauf Pools und Gastgärten Die heißesten Partys der Stadt Wennesim Sommer heiß wird, öffnen einige Clubs Pools und Gastgärten, lassen Leute gratis rein oder fangenan zukochen. Von Stefan Niederwieser Wien.
[MEHR] Es ist Foodie Day. Und Oh Sophia kocht Superfood. Vier einfärbige, vegane Schüsseln stehenzur Auswahl, in Rot, Grün, Weißund Orange. Serviert wird das Menü nicht in einem Haubenlokalund nicht in einem Schanigartenim 7. Bezirk, sondern in der Grellen Forelle, also jenem Ort, derlaut FM4 Hörern aktuell der beste Club des Landes ist. Die Grelle Forelle gilt eher als Location für den Winter. Umsomehr bemüht man sich dort, miteiner Terrasse direkt am Donaukanal und kostenlosem Eintrittam Freitaggenug Menschen inden Club zu locken. Viele Studenten sind gerade nicht in der Stadt. Andere trinken ihren Spritzweinlieber im Park, bei Freunden oderauf Festivals. Eine ausgefallene Küche ist eine der Möglichkeiten,umim Sommer interessantzubleiben. Demnächst sollen dort Insekten verkostet werden. Den Plan, Haubenküche zu servieren, hatte die Pratersauna, alssie vor sechs Jahren eröffnete. Daraus wurde zwar auch nichts, alsdie Wirtschaftsuniversität gleichgegenüber in Betrieb ging, vordem Club gibtesheute aber immerhin einen eigenen Würstelstand und drinnenam Pool Burger. Der Grill im Volksgarten Pavillongilt ebenfalls als exzellent. Auch in anderen Clubs werdenkleine Buschenschanken eröffnet,auf Mopedtransportern wirdgekocht und gegrillt. Ist Essengarder neue Pop? Diese Frage hat Thomas Weber, Herausgeber des Magazins The Gap',vor einigen Wochen gestelltund mit einem deutlichen Ja beantwortet. Popmusikalso auchjene Musik, die im Club gespieltwirdhabe heutean Macht verloren. Man definiert sich statt überdie richtigen Bands immer häufiger über Slow Food, Bio, rohes Fleisch oder lokale Spezialitäten,selbstwenn man jung ist. Für Clubs istesinsofern konsequent,wennsie gerade im Sommer beisich kochen lassen. Einige Gästegehen nachher heim, viele bleiben für die Party. Nicht jeder Club hat das Glückauf eine Küche oder einen Gartenzurückgreifenzukönnen,wenndraußen der Asphalt glüht. Am Gürtel geht die Auslage auf Sommerpause, in anderen Lokalen legen Dis oft stundenlang drinnenfür eine Handvoll Menschen auf,während die meisten Gäste liebernaheam Verkehr, aberimmerhinan derfrischen Luft sitzen. Selbst mit einer gut funktionierenden Lüftung wollen Menschenim Sommer nichtwirklichindunkle, laute Räume gehen. Das Sass, Platzhirsch, Box, Dual oderdas Roxy befinden sich unter der Erde und fahren ihr Programm inden Sommermonaten deutlich zurück. Ganz zusperren können sieallerdings kaum. Betriebskosten, Gehälter, Versicherungen müssenweiterhin bezahlt werdenlieberweniger Umsatz als gar keinen. Internationale Bookings sind indieser Zeit selten. Diese spielenstattdessen auf den großen, elektronischen Sommerfestivals,diemittlerweile auch in Österreichangekommen sind. Weg vom Fußball Trubel Wir wollen ein Ort sein, bei demmanauch einmal wegkommtvondem Fußball Trubel', sagt man inder Grellen Forelle. Während mansich dort entschieden hat, keinen Sport oder Großevents zu übertragen,ist das etwa in der Pratersaunamöglich. Dort wurde heuer im Mai der gesamte Song Contestgezeigt. Auch Welt oder Europameisterschaftenwerdenauf Flachbildschirmenübertragen. Dieenorme Videowall, die für die Heim EM 2008 im Flex am Donaukanal angeschafft wurde, mussteallerdings wieder abmontiert werden, weil Sepp Blatter zu viel Lizenzgebühren wollte. Das Flex besitzt dafür einenweiteren Trumpf, den viele dortim Sommer schätzen: eine Terrasse. Früher konnte man dort sogarsein eigenes Bier und lustige Zigaretten mitbringen und lernteauf den eng besetzten Bänkenbeinahezwangsläufigandere Menschen kennen. Zumindest die Getränke muss man heute kaufen. Am Donaukanalprofitiertmanaber generell davon, dass die Wiener Zeitung 06.08.2015 Prater Wien Von Stefan Niederwieser 06.08.2015 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. Stadt Wien seit vielen Jahren mitdem Generalpächter der Copa Cagrana einen bitteren Rechtsstreit fiihrt und die Stadt seitherdie Gegend am Donaukanal fördert. Nur laut darf man dort nichtlange sein. Technountertags Eine Terrasse, ja sogar ein ganzes Parkdeck, befindet sich rund umdie relativ neue Kantine am Donaukanal im dritten Bezirk. Derganze Gebäudekomplex, zudemdie Kantine gehört, soll bald abgerissen werden. Weil dort viele Büros abends leer stehen, stört manimmerhin keine Nachbarn. Aus Europaletten wurden Sitzgelegenheiten für das Parkdeckvor dem Club gezimmert und zur Eröffnung vor zwei Monaten natürlichgleich auf drei Food Trucksgekocht. In der Kantine fürchtetman sich nicht wie anderswo vor Happy Hours, damit Gäste früherin den Club kommen Mindestens zwei Mal habenheuer auf der Terrasse der Kantine schon Partys stattgefunden,die unter freiem Himmel bei Tageslicht beginnen und bis in die Nacht dauern. Solche Open Airsmachen den Clubs im Sommernormalerweise Konkurrenz. Siewerden relativ spontan angekündigt, verbreiten sich über Facebook und sind vor allem gratis. Siewaren heuer noch beliebterals die Jahre zuvor. Einige Clubs haben daraufreagiert. Die Partyreihe Nachtschwimmer' der Pratersauna wurde in Abendschwimmer' umbenannt und beginnt jetztmittwochs schon um sechs. Dazu wirddort jeden Sonntag 5 Uhr Tee gefeiert. Im Volksgarten haben sichbereits jetzt knapp 2000 Menschen für einen Samstag Ende August angekündigt. Genaue Infos gibtes nochfast keine. Außerdass die Party um 15 Uhr nachmittags losgeht und ganz schlicht Tagsüber' heißt. Mit Gastgärten, Terrassen, origineller Küche, FernsehÜbertragungen oder auch Free Partiesversuchen viele Clubs in Wienden heißen Temperaturen zu entkommen Dabeiwaren Clubs eigentlich einmal jene räudigen Orte, die für Exzess, Extasy und Eskapismus bekannt waren. Das hatsich gewandelt. Clubs sind heuteim ganzen Farbspektrum der Discokugelerhältlich,siebietenmehr als einen Raum zum Tanzen, Schmusen und Feiern, ganzbesonders im Sommer. Das müssen sie. Nicht nur umsich voneinander abzugrenzen. Sondern auchweil es in Wien mittlerweile richtig viele von ihnen gibt. Für Feieranten ist das ziemlicherfreulich. Für sie gabes noch nieso viele Gründe, den Sommer inder Stadt zu verbringen, wie indiesem Jahr. ZUR PERSONStefan N iederwieserist Chefredakteur von The Gap Magazin für Glamour und Diskurs', das sich regelmäßig undkritisch mit österreichischer Clubkultur auseinandersetzt. Wiener Zeitung 06.08.2015 Prater Wien Von Stefan Niederwieser 06.08.2015 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. uorzer, Pratersauna, Claudio Farkasch/ Li