Prater Wien Hans Werner Scheidl 18.01.2015 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. Die Ftirstin der Wiener Ringstra"quot; Anna Sacher. In ihrem Hotel gaben Adel und Zweite Gesellschafteinander Rendezvous. Der Stadtpark ist eine Schtipfung des Presse' Eigentilmers und Gemeinderats August Zang. Dass Die Presse'vorsechs Jahren ihren 160. Geburtstag im Kursalon des Wiene
[MEHR]r Stadtparks feierte und dasssie direkt gegenfiberander noblen Adresse Theodor Herzl Platz' residiertedas alleswarnatiirlich kein Zufall. Den Stadtparkverdanken Wiens Barger nfimlich (auch) dem Presse' Besitzer August Zang zugleich Gemeinderat. Und Theodor Herzl, der Visionfirdes Judenstaats'? Erwar Feuilletonredakteur dieses Weltbiatts der Monarchie. Zang, der in Paris als Kipferlbfickerzu sagenhaftem Reichtum gelangtwar, grandete1848 die Presse' undwar nicht verlegen,wenn es um Inserate filr sein Blatt ging. Amliebsten htteerjede Druckzeilezum Tarifverkauft: Esmussnoch dahin kommen,dass die Kfiniginvon England ihre Thronrede als Inserat in die , Pressegibt!' Derliberale Bargermeister, Cajetan Felder,nannte ihn wegen seiner Habgier Trfiger einerder widerlichsten Visagenunter der Sonne,in welcher sich fratzenhaft Grobheit, Arroganz, Unverschfimtheit, Bosheit und Geldgier malen.' Hanslick wolhe schon Idindigen Zang focht dies nichtan. Musikkritiker Eduard Hanslick wurdezum Chef gerufen: Er findees notwendig, eraffnete ihm Zang,dass alle Kanstler, die in der Presse' besprochen sein wollten, ihre Auftritte in Zulcunftzu inserieren hfitten. Wer das nicht tut, fiberden wird nicht geschrieben!' Hanslick reichte empfirt seine Kandigung ein Zang gabnur sehr widerwillig nach. Far das Bfirgertum der Jahrhundertwende bedeutete die Neue Freie Presse' ein Fenster nach Europa ( Emil Brix). In Wiengabes eigentlich nur ein einziges publizistisches Organ hohen Ranges, die NFP,' urteilte Stefan Zwei"quot; der 1901 erstmalsein Feuilleton in der Zeitung veraffentlichen konnte. Oberganz Europa war es verbreitet, dieses Blatt der ffiglich zweimal verffilschten fiffentlichen Meinung', wie ihr schrfster Kritiker, Kar I Kraus, spottete. Dle Leser der Neuen Frelen Presse' Unirennbar ist die Geschichte der Wiener Ringstra Be also mit der Presse' verbunden. Dieses grofiartige stkftepianerische Gesamtkunstwerkwar eine Schpfung des immensreichen liberalenoft jadischen Groilbargertums. Und dessen Leibblatt hiefi nun einmal Die Presse'. Eduard Todesco, bereits in Wien geborener Nachfahre tilchtiger Handelsleuteaus Rumfinien, er war einer von ihnen. Ein Multimillionfir. Im Erdgeschoss seines Palastes, den Emil Ffirster und Theophil Hansen planten, mietete sich ein 27jfihriger gelemter Koch miteiner Wein und Delikatessenhandlung ein. Sein Name sollte weltberahmt werden: Eduard Sacher, schon ab 1871 k.u.k. Hofileferant, dann Betreiber des beliebten Sacher Caikestaurants im Prater. Schliglich kranteder Selfmademan seinen untiiiglichen Geschfiftssinn mit dem Hotel de i' Opêra'. Todesco hatte den Mietpreis hinaufgesetzt. Worauf der 33jfihrige Sacher alles aufeine Karte setzte. Er hatte einigesgespartund schloss sich einer Investorengruppeum Adolph Graf Dubsky, Gustav Leon, Phillipp Mauthner und Arthurvon Layer an. Auf den Griindendesabgerissenen Kfirntnertortheaters entstand ein vier Stocicwerke hohes Maison meubiêe' mit pffichtiger Neorenaissance Fassade. Es gelang ihm einfach alles. Und sein Meisterstack war wohl, dieum zwanzig Jahrejfingere Anna Fuchsaus der Leopoldstadt zuehelichen, die ihn bis 1930 aberleben sollteund als Prinzipalin, als die Frau Sacher', indie Wiener Ringstral3engeschichte einging. Wienum 1865, vor 150 Jahren. Einefiebrige Goldgdberstimmung hatte die Geschfiftswe It erfasst, siezog Juden und Christen, GMubige und weniger Glfiubige, Liberale wie Konservative gleicherma Senan. Indieser Aufbruchstimmung konnremandasgrolle Los ziehen undesdem alten Adelgleichtun, der b Iasiert, spattisch, aber einigermafien ratlos diesem Neureichtumzusehen musste. Windisch Graetz, Schwarzenberg, Auersperg und Lobkowicz logierten innobleren Hotels als im Sacher. Aber das Restaurant mit seiner hervorragenden Kacheverschmfihten sie nicht. Und dievon Vater Franz Sacher erfundene und nach ihm benannte Torte sollte zum Exportschlager werden, obwohl sie manchenzu trockenundnicht sonderlich inspiriert erscheint. Wie kein Zweiter in der Stadt habe Eduard Sacher gute fisterreichische Wirtshauskache mit franzasischer Haute Cuisinegemischt, berichtet Monika Czernin in ihrersoehen erschienenen romanhaften Blografieaber Anna, clie Sacher Wirtin. Undso wurdesein Hotelrestaurantzu einemder wenigen Orte in Wien,andem sich der alte Ade I mitden neureichen Vertretem der Zweiten Gesellschaft mischte. Bei Tafelspitz mit Spinat,bei Beinfieisch mit Semmelicren wurden sie Prater Wien Hans Werner Scheidl 18.01.2015 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. alle gieich. Und satt. Und friedfertig. Was sich in den Vorstadten abspielte, wieelend die Arbeiterschaft lebte, das interessierte an der Ringstra Be keinen. Was einst als Erholungsgebiet fur die Kleinbarger diente, dasweite Glacis mit endlosen Wiesen,eswurdenunverbaut uncl auf die Bediirfnisse der Ringsstra Sen Society zugeschnitten. Laufstegeder Mode, Flaniermeilen für Millionare, Theaterbtihnen des High Life, eingebettet indas Auf und Ab der Baurne, Straucher und Bltunenrabatten', schreibt Monika Czernin,die erste joumalistische Schritte in der Presse' Redaktion untemorrunen hat. Herr Zang auf dem 7.,entralfriedhof Der Stadtpark istso em n Kind dieser Zeit, dieeinzige unverbaute Parzelle in einer endlosen Reihe von Prachtbauten, die sich wie aneiner Perlenkette aufgereiht prasentieren. Erst der Burg und der Volksgarten durchbrechen diese auf dem Rei Bbrett erdachtestrenge Symmetrie. August Zang, der eigenwillige Granderund Alleinbesitzer der Presse', Bergwerksbesitzer in Bohmen, Fiirsorge und liberate Gemeinderat der Stadt Wien, hate diesen Stadtpark mit der ihm eigenen Energie Rathaus durchgeboxt. Obwohl heute zahlreiche Denkmaler die Grtinanlage schmticken,blieb ihm der Dank der Nachwelt dortversagt. Also musste er sich auf dem Zentraifriedhof in bester Nobellage sein eigenes Grabdenlc.mal errichten lassen. Wer heutezuden Ehrengrabern oderzur Prasidentengruftwill,muss unweigerlich Henn Zang die Ehreerweisen. Die gadige Frau' Mit ihrer Romanbiografie istes Monika Czemin gelungen, die Glitzerwelt des Fin desiècle nachzuzeichnen, liebevoll, nichtzukitschig. Dass die Lebensumstande der weitausgrogeren Mehrheit in dieser Millionenstadt nicht beleuchtet werden, 1st ihr nichtanzulasten. Damit hatte Anna Sacher wahrlich nichtszu tun. Sie verkehrte mit Ministern, Prasidenten, Ktinstlern auf gleicher Ebene,war eine Institution, eine Managerin,und ihrer bescheidenen Herkunft langstentwachsen. Die gnadige Frau' eben. Unbeschwertes Gluckwarihr dennochnicht beschieden. Die Tochter starb in jungen Jahren,deman Syphilis erkrankten Sohn Eduard konnte sic die Nachfolge nichtanvertrauen. Sie erlebte noch den Beginn des Mrgerkriegs im Jahr 1927 und damitzuihrem Schreckenden ersten und einzigen Streikihrer Hausangestellten. Am 28. Februar 1930folgte ihrem Sarg emnlanger Trauerkonduktzunachst rundurnihr Hausdann auf den Dornbacher Friedhof. Wiens legendase Wirtin bekam emn Leichenbegangnis, einer Farstin wilrdig. Nachsten Samstag:2000 Jahre Garnisonsstadt Wien DIE WELTBIS GESTERNVON HANS WERNER SCHEIDLNetre Ringstra Ben Bilcher Mon ika Czemin Das letzte Fest des aften Europa Anna Sachet und ihr Hotel Knaus Verlag, 351 Seiten,20,60 Die Wiener Ringstrafge Buch Alfred Fogarassy ( Hg.) Die Wiener Ringstra Be Fotos: Nora Schoeller Hatje Cantz, 263 Seiten Gro Bformat, 58 Sie zeigte stolz,was sie geschaffen hatte: Anna Sacher reprasentiertegem.1_ De presse / Archly Prater Wien Hans Werner Scheidl 18.01.2015 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. ii104100001004yr11411 ZI;)4,...! Z..t r'_ Ai .4,74151111.1,' Der neu geschaffene Stadtpark in einer zeitgentissischen Ansicht von Ladislaus Eugen Petrovits.f AUS _ Die Rngstreee. (( Mon Milkier Her macien 2014 I