Wiener Zeitung 03.01.2015 Prater Wien Clemens Neuhold 04.01.2015 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. Novomaticlockt Zocker ins Wiener Umland Als Reaktion auf das Verbot fur Gl Ocksspielautomaten. Wien. Der niederosterreichischespielriese Novomatic hat sich entgegen seinen Ankundigungen dem Wiener Automatenverbot gebeugt. Seit Neujahr sind die Automaten in der Stadt verhii
[MEHR]llt und vom Stromnetz genommen. Gleichzeitighofftder Konzern, der alleine 1500 der 2300 Automaten in Wien betrieb, mit einer Verfassungsklage das Verbot gegen Automatenmit aufrechter Lizenz noch zu kippen. Stammspielern, die seit Freitag vor verschlossenen Tiiren stehen, bietet der Konzern bis 31. Marz 2015 Spielerguthabenvon 50 Euro fib Admiral Casinos im Wienertimlandan Taxi Gutscheine inklusiye. In Niederosterreich rniissen sich Spieler allerdings mit Ausweis registrieren andeine Novo Card' losen. Laut Automatenverband lassen sich etwa 30 Prozent der Spieler aber nicht genie registrieren. An den Wiener Automaten, die sich vorallem in sozial schwacheren Bezirken ballten, konnte man anonym zocken. Automaten haben hohes Suchtpotenzial. Wegender sozialen Folgen beschloss die rotgriine Stadtregierung, einarmige Banditen au Berhalbvon Casinoszu verbieten. Im Janner stehen biszu 200 Kontrolleurebereit. Novomatic bringt Zockernach Niederosterreich Gratis Taxi und 50 Euro Gutscheinwegen Wiener Automatenverbots. Von Clemens Neuhold Wien. Und sic fiigten sich doch. Die Automatenbetreiber, alienvoran Novomatic. 2014 hatten sicangekiindigt, das ab Neujahr geltende Wiener Verbot far Gliicksspielautomatenzuignorieren. Beim Lokalaugenschein der Wiener Zeitung' in Ottakring, Margareten, Landstra Be waren jedochalle einarmige Banditen in Wettcafés, Glaskabinen oder Automatensalons Au Ber Betrieb' oderkomplett in Plastikfolie gehallt. Personalwar trotzdem vor Ort umdie wertvollen Automatenvor Diebstahl zu schiitzen und die Spieler bei Laune zu halten. Platz Wiener Zeitung 03.01.2015 Prater Wien Clemens Neuhold 04.01.2015 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. hirsch Novomatic, der bis Jahreswechsel noch 1500 der 2300 Wiener Automaten betrieb, machteseinen Stammkunden, die auchan Wochentagen bereitsihre Vormittagevor den blinkenden Automaten verbringen, ein exklusives Angebot: 50 Euro Gutschein plus Gratis Taxi nach Niederösterreich. Von Baden, Schwechat, Gänserndorf, Korneuburg bis Purkersdorfeinzulösen bis 31. 3. 2015. Jobängste Die Mitarbeiter in den Wettcaffisund Automatensalons haben lange Gesichter. Die Angstum ihren Arbeitsplatz steht ihnen ins Gesichtgeschrieben. Journalistengegenüber gilt ein Schweigegebot. Dem als Spieler getarnten Journalisten überreichen sie den Gutschein. Soll ich gleich ein Taxirufen?', bewirbt ein ungefähr 30jähriger Mitarbeiter mittürkischem Akzent die Gutschein Aktion. Zwei junge Männer mit afrikanischen Wurzeln wollen spielen. Sie wundern sich kurz über dieverklebten Automaten und gehenweiter. Der Automaten Wächterschaut ihnen nach und sagt nachdenklich: Ich habe zwei Kinderund nichts anderes gelernt alsdas. Was soll ichnunmachen?' Noch bis Jahresende habenerund seine Kollegen auf geteilten Bildschirmen die Spielerkabinenüberwacht. Läuteten die Spieler,huschten Sie über die Straße indie Kabinen und zahlten Gewinneaus. Nunbleiben die mit Kettenam Gürtel montierten Börsel leer. Auch die ganzen Putzfrauen haben dann keine Hacken mehr.' Er ist über das Verbot, das Novornatic im Aushang an die Kunden als rechtswidrig bezeichnet,gut gebrieft. Er weiß, dass dagegengeklagt wurde. Deswegenhoffterauf ein EUGericht'. Verantwortlich seien diese Grünen'. Die sollen bitte scheißen gehen.' Dann wirdernachdenklichund meint,eswäre ihm liebergewesen,die Stadt hätte die Automaten nie erlaubt. Dann hätteich mir gleich was anderes gesucht. Aber sie jetzt über Nachteinfach abmontieren?' Was ihm die Zentrale offenbarnicht erzählt hat: Das Automatenverbot ist seit 2011 beschlossen. Grüne und Sektion 8 der SPÖ habenes gegendie SPÖ Stadtgranden, allenvoran Bürgermeister Michael Häupl, durchgeboxt, weilsie das soziale Elend durch den Automaten Wildwuchs als schlimmer erachteten als den Verlust fürden Wirtschaftsstandort und den Steuertopf. Im Vertrauen auf ihreguten Kontakte zur Politik und ihre Anwälte haben Novomatic "quot; Codas Verbot aber ignoriert. Die Mitarbeiter rechtzeitig vorzubereitenmit Sozialplänen, Umschulungen hatte in dieser Strategie offenbar keinen Platz. Novomatic General Harald Neumann bat die Mitarbeiter noch im Herbst in einem internen Schreiben, sich keine Sorgenumden Jobzumachen. Nichtnurdie verglasten Kabäuschen und Automatensalonsstehen vor dem Ausauch dieunzähligen Wettcafesmüssenbangen. Allein Novomatic betreibt80 davon. Einige davon, etwa am Dornerplatz oderam Brunnenmarkt, haben bereits zugesperrt. Die Frage, ob ein Zusammenhangmit dem Automaten Aus besteht,blieb seitens Novomatic unbeantwortet. In Inseraten gegen das Verbot ist aber davon die Rede,dass 1000 Mitarbeiter auf absehbare Zeit arbeitslos sein werden'. Die Sorge ist berechtigt. Mit Wetten verdienst du kein Geld',sagt der Automaten Wächter, dasgeht vielzu langsam.' Das giltauch für die Wett Terminals, beidenen man alternativ zum Buchmacher seine Fußball oder Pferde Tipps platzieren kann. Zwei Glückspielautomaten hingegen finanzieren in guter Lage ein Wettcaf6, heißtesin der Branche. Die 1000 bedrohten Mitarbeiter scheinen hoch gegriffenbeidurchschnittlich ein bis zwei Leuten vor Ort. Eingerechnet ist dabei wohl das Admiral Casino Novomatics im Prater mit 400 Automaten. Das macht nur Pause. Denn es hat eine Casino Bundeslizenzbekommen und ist dannnichtvom Wiener Verbot betroffen. Dort können Spieler weiterzocken. Wegen eines Rechtstreits istdie Lizenz aber noch nicht gültig.' Gott sei Dank' In einem Wettcafi im fünften Bezirk trinken ältere türkische Männer Tee, spielen Karten, spätersetzen sie vielleicht auf ihre Heimatmannschaft. Esherrscht Wohnzimmer Atmosphäre. Der Kellner sagt,erwerde die Automaten Zocker alles andere alsvermissen. Die Automatenspielerhaben kein Geld für Kaffee,nurfür den Automaten. Wenn sie alles verspielt haben, und das gehtsehr schnell, kommen sie undschnorren eine Tschickvonmir.' Ein junger Migrant zeigt dem Kellnerstrahlendeinen Wettschein. Er sei mit der Arbeitslosen gleich wetten gegangen undhabe 40 Euro gewonnen. Am Automaten hätte er mehrverdientoder die Arbeitsloseam zweiten Tag des Jahres versenkt. Wiener Zeitung 03.01.2015 Prater Wien Clemens Neuhold 04.01.2015 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. KOMMENTARWarum die Gegner des Automatenverbotes falsch liegen Wenn im Dschungel soziale Probleme wachsen, schauen Verfechter des freien Marktesgerne weg. Wird der Wildwuchs gerodet, schreien sie auf. Von Ciemens Neuhold Blaugig', Gliicksspielwandert ins Hinterzimmer', Verbotsgesellschaft', tntes von denselbst ernannten Verfechtern desfreien' Marktes. Eigenverantwortung statt Bevormundung.' leder ist seines Gliickes Schmiedam einarmigen Banditen. Ftir den Rest gibt's Spieler und Jugendschutz. Sie liegen falsch. Der Jugendschutz war in den hunderten Automatenkabinen, die sich in den Wiener Migrantenbezirkenins Stadtbild fra Ben, n:mlich nichtausreichend gegeben. Aus Erzfflllungenvon Spielern, Blindtests, Suchterhebungen wei B man: Das Schild Ab 18' auf der Giasti.irgengtenicht. Wenn Novomaticnach Jahren Fingerprintsystemezumfugendschutz einfhrte, inder Hoffnung, die Politik nochumzustimmen, kann das auch als Eingesthndnis gewertet werden. Die Gegner des Verbotes liegenfalsch, weil natilrlich weitergezockt werden kannin bald dreigro Ben Casinos mit bis zu 1000 Spielautomaten und horrend hohen Einsatzlimits. Die ominsen Hinterzimmer fiir zwei Meter hohe Automaten sollten hingegenleichte Beute fiir die Finanzpolizeiseinsofern sie kontrolliert. Die Gegner des Verbotes liegenfaisch, weil Sucht und Eigenverantwortungein Widerspruchsind, das Suchtpotenzial aber bei Automaten unter allen Gicksspie1angebotenamhiichsten ist. Das fhrtzuindividuellen undauch geselischaftlichen Dramen. Es hat einen Grund, warum die Automaten nicht am Graben, sondernin Ottakring, Simmering, Margareten, Favoritenstehen. Dort ist die Zahl der Menschen,die wenig haben undgenaudeswegenaufs automatische' Gickdurch Dauerzocken hoffen, hherals in Speck Bezirken. Ober Jahrefand eine Umverteilung von unten nach oben statt. die ihres21eichen sucht ausden Kirseln der Hackler, Migranten, Arbeitslosen(und damit der Steuerzahler) zu Automatenbetreibern. Die ffirderten die Kunst, Kultur, Medien der Speck Bezirkier. All das strte die Verbotsgegner nicht, sie schautengar nicht erst hin. Nun, bei der Begradigung der Schieflage: Aufschrei. Am Finanzmarkt war esfinanzielle Massenvernichtungswaffen, Spekulationsexzesse, Milliarden Boni kein Aufschrei. Regulierung: Aufschrei. Das Automatenverbot ist einselten gewordenes, basisdemokratisches Korrektiv gegen eine Sorte von Wildwuchs, die uns oftschon ganz normal erscheint.kommentar@wienerzeitung.ai Wiener Zeitung 03.01.2015 Prater Wien Clemens Neuhold 04.01.2015 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. Am Tag danach: Gutschein fiir NOTrips, Prater Casino in Warteschlange, stillgelegte ADM I RA ILKabinen. rows: Neuhoid (2), S. Jenis (2) Auf3er Betneb