Prater Wien Thomas Bruckner 20.08.2015 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. REISEreport: Was an diesem Foto besonderssein soll? Die Menschen. Allewarten brav aufdas grüne Lichtzeichen und überqueren tatsächlicherst bei dessen Aufscheinen die Straße. So leichtlassen wir uns in Indien nichtvon Lichtzeichendirigieren', sagt Showkat dazu096 WIENERFAENE6 EN SEINEEirl Mentch atis.ei
[MEHR]nem völlig anderen Kulturkreisbesucht erstmals Europa. Was fällt ihmauf, Wie.z:eildbfer Wien? Eineüberraschende Ge Schichte . , TAALThonfäs Bruckner Fods: Shdieat Shafi und Thomas Srucknüre THOMASBRUCKNENTDECKT DIE WE1 Prater Wien Thomas Bruckner 20.08.2015 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. PROLOGDie Frage ist simpel: Wie erlebt ein Mensch,derin einer völliganderen Kultur aufgewachsen istund noch nie zuvor in Europa war,Österreich?l Vas jrillt ihm auf Ivasverwundert ihn und washätte er so nie erwartet? Nun will es derdass ein guter Freund,auf den das gewünschte Anförderungsprofil zutrifft,erstmals nach Europa reist. Showkat Shafi wuchs in einemkleinen Dorf in der Kaschmir Region auf, ist in Delhi stationiert und versorgt Medien wie New York Times, Aljazeera und Reuters mit Berichtenausdem asiatischen Raum. Ständig pendelterzwischen den Ländern Indien, Bluttan, Kaschmir, Bangladesch, Sri Lanka und Pakistan. Zuletzt war er in Nepal, unsdie dortigen Erdbebenopfer zu fotografieren. Außerhalb dieser Länder war er bis dato nie. Und jetzt soll Showkat für den Nachrichtensender Aljazeeraeine Reportage überdie Flüchtlingssituationhierin Europa bringen. Ausdem Netz weiß Showkatnatürlich einiges über die Lebensweise und Umstände in westlichen Ländern. Bekanntlichist die Welt längst zum Dorf geschrumpft, manglaubt heutzutage, viel zu wissenüber fremde Kulturen, dank Internet. Aber ist das wirklichso? Ich lauft mit Showkatdurch Wien, zeige ihmdie Reize der Stadt, und nurallzu oft ist Kopfschütteln unser Begleiter,denn Missverständnisse zwischen fremden Kulturen sind nochlängst nicht aus der Zeit.ls nach einem kurzen Platzregen die Le, Wolken den Himmelfreigeben und sichr% der Stephansplatz wieder mit Menschenfüllt, klebt Showkats Blickauf einer elegant gekleidetenjungen Dame, dieihren leichtlädierten Schirm einfach im Mülleimer entsorgt. Was tut diese Frau?', wirft mir Showkat irritiertzu. Und da weiß ich, dass dievirtuelle Welt mitallihren großartigen Möglichkeiten, Informationen immer bloß rechteindimensional "quot;gt; Prater Wien Thomas Bruckner 20.08.2015 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. REISEreport:098 WIENERFahrrdderscheinendie Fdeeder Europtier zu sein.vermitteln und der Vielschichtigkeitdes echten Erlebens nicht anahernd gerecht werden kann. Oder wiesonst knnteman erkaren, dass ein vielbereister Twentyfour/seven Typ,deruberdie Wegwerfkultur' der westlichen Welt theoretisch Bescheid weif3,sich verwundert iiber einen leichtfertigentsorgten Schirm zeigt. Die Reparaturwke kinderleicht undspottbillig', meint Showkat dann noch, und ichmerke,dass meine Erlarungen,warum manbeiuns in Europa das eben nicht tut, aufschwachen Beinen stehen, in Zeiten der Nachhaltigkeit. Daf Ur sticht dieses Argument beim Thema Radfahrer, die hiereigene Straflen haben, zahlreiche Vorteile genie Ben und nocham ehesten inindischer Manier, sprich recht selbstbestimmt und verhaltenskreativ, durch die Gegend flitzen. Fahrrader scheinen die Fufe der Euro Oer zu sein, bemerkt Showkat nchtern auf ihre Vielzahl hinweisend. Insgesamt erscheint der Stragenverkehr Showkat aber suspekt. So zurckha1tend,sogesittet, viel zu ruhig. Warum hupt hier niemandundwarum sind die schwkhsten Stra Benteilnehmer in Europa scheinbar die Sarksten? Viele Fuf3 Ongerschauen weder links noch rechts, bevorsie die Strage Uberqueren, verlasseh sich blindufs Recht, als wkees ein Naturgesetz, wie die Schwerluaft. Dasist ein eigenartiges Verhalten',sagt Showkat, um noch hinzuzuf Ugen,dassman so in Indien keinen Tagiiberleben w Urde. Und nicht ein Auto ragt Uber die saubergezogenen Parklinien hinaus. Alles iststreng geordnet und organisiert. Zu organisiert. Schonals Showkatvom Flieger aus unter ihm erstmals europasches Land erblickte, lief ihmein kalter Schauernber den RUcken. Unter ihmtaten sich geometrischangeordnete Fachen auf, wie mit dem Linealgezogen. Gr Une Maisfelder, gelbe Rapsfelder, Fausermit eingezainten Gthten. Das gesamte Landgerastert. Die Natur gezthmt, alles unter Kontrolle, ausnahmslos. Soviel Ordnung macht mir Angst',sagt der Mann, dersandig in Krisenregionen atig ist undgewohnt istzu improvisieren. Ich denke zurck an meine erste Dasqes Land issfreng qrasferf,machf Aamfeedasngsf. Indienreise, wie mich damalsso ziemlich die gleichen Themen,nurhaltvon der anderen Seite her betrachtet,irritiert haben. Das Chaos, die Unordnung, die Hektik,das allgegenwktige Leid, die Unberechenbarkeit. Als Showkat dann auch nocheinraimt, dass er grof3e Sorgevor Europas Essgewohnheiten und deshalbvorsorglich jede Menge Medizin fr sein Verdauungssystem mit dabei hat, werden auch noch die blindesten Flecken meiner Wahrnehmung mit Licht erhellt. Mitmeinem europaschen Selbstversandnis hattediedass die westliche Kche frindische/vagen unvertiglich sein knnte, bis dato einfach keinen Platz. Und so schlendern wir an Wiens Sehensw Urdigkeiten und Besonderheiten vorbei. Kohlmarkt, Spanische Reitschule, Albertina, Hofburg. Umuns Herdenvon Touristen aus verschiedensten Underndieser Welt. Aber Showkat bleibtverhalten, zumeistlediglich ein kurzer Blick, b1o13so im Vorbeigehen. Kaisergruft, Prater, Schweizer Haus. , Wasist los Showkat? Nicht beeindruckt?', frage ich irgendwann. Undda erkarter mir, dass er schon das Taj Mahal gesehenhat und einige andere Sehenswrdigkeitenund seitdem weig, dasser das Echte der Fassade vorzieht. Dass in' Wiendie Straflen, Parks und Fliisse auflerhalb der Tourismuszonengenauso sauber sind wie innerhalb dieser ist f Ur mich auf3ergewanlicher als das Schloss Sch6nbrunn',sagt er dann. Aber prima interessieren Showkat Menschen. Menschenerregenseine Aufmerksamkeit immer. Junge Leute, die mit Stcken durch die Gegend laufen, obwohl sie nicht gebrechlich sind. Punks mit bunten Haaren, diein Indien scheinbar noch keinen Platzgefunden haben. Die vielaltigen unterschiedlichen Physiognomien europascher Menschen. Etwa auf Hhe Burggarten auftuns dann ein Pfarrer mitschwarzem Talar und blauem Plastiksackerl iibern Weg. Der Wind wirbelt den Talar in alle Himmelsrichtungen und asstaus der bieder wirkenden Gestalt einevom Wind durchtriebene Erscheinung werden. Klick. Klick. Showkat folgt dem Luftikus und schiefit Fotosvon allen Seiten. Meine anschliegenden Erlarungsversuche unterbricht Showkat sofort. Ein Vertreterder Kirche, ich weifr,sagt er. Und sein Motiv frs "quot;gt; Prater Wien Thomas Bruckner 20.08.2015 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. GEREGELT, SAUBER UKein Auto ragt uber die w Halbnackte Frauen und klinisches Amblenteauch abseits von Sehensw Ordigkelten Prater Wien Thomas Bruckner 20.08.2015 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. VERRÜ CKTE WELTOutfit und Benehmen der Punksirritieren genausowie der Umstand. dass Fiakerfahrer Gewänderwie.reiche Männer tragen. Rechts: Synonym für Europa. Unten: Derartig geduldiges Warteverhaltenvon Flüchtlingen hat Showkat nochnirgends erlebt4'111412,111 Prater Wien Thomas Bruckner 20.08.2015 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. Fotografieren sei in diesem Fall bloß der Wind gewesenund nicht ein Mann in Kleidern', setzt er fort. Meinediesbezügliche Fehleinschätzung beschämtmich in diesem Moment ein wenig,dennwennich ernsthaft angenommen habe,dass einen Menschenaus Indien Männerin Kleidern überraschen könnten,dannzeugt das nichtunbedingt von weltmännischer Erfahrung und übergreifendem Kulturverständnis. Aberder Himmelüber unseren Köpfen hat sich hoffentlichnicht meiner Einfältigkeit wegen wiederverdunkelt und die auf uns niederprasselnden schweren Regentropfen sind nicht als Strafe der indischen Götter zudeuten. Gebückt, um der Nässe wenig Angriffsfläche zugeben, hasten wir jetzt die Mariahilferstraße Richtung Westbahnhof hoch. Am Straßenrand kniet ein Menschmit schäbigen Kleidern am Körper. Seinen Kopf hater soweit nach vorne geneigt,dass die Stirn den Boden berührt. Regungslos verharrt der Mann indieser Haltung. Wir passieren diesen Menschenohne Reaktion, ohne ein Wort über ihn zu verlieren. Wassoll man dazu auch sagen. Alles ist eindeutig. Ein Bettler, der auf ein paar Centvon Passantenhofft. Was sonst? Jeder weiß das. Stundenspäter treffen wir wiederaufeinen Menschen mitgleicher Demutshaltung. Aber dieses Mal regnet es nicht. Ganz im Gegenteil, die Sonne lachtvom Himmel. Showkat bleibtstehen, fixiert den Bettelndenfür Sekunden,gehtdannweiter. Was war?', frag ichihn. Und seine Antwort verwundert. Showkat Shafi, der Mann, derregelmäßig Reportagen ausden ärmsten Ländern der Welt liefert, dachteursprünglich, dass diese Menschenbloß Gott für den Regen danken würden. Warumnicht?' rechtfertigt sich Showkat, Menschen in Indien beten Küheundwas sonstnoch alles an', und fügt dann noch hinzu,dass es in einemder reichsten Länder der Welt wohlnaheliegender sei, aufdankbare und betende Menschen zutreffen als auf bettelnde. Und da beschließe ich, Showkat auchdas VersagenÖsterreichsvor Augen zuführen. Traiskirchen. Flüchtlingsheim. Hunderte Menschen lungernauf den Straßen So ein Verhaltenkenne ichnicht von Flüchtlingen.vordem Heim herum. Gerade werden an Flüchtlinge ausaller Welt Willkommenspakete verteilt. Einelange Menschenschlange zieht sich den Gehsteigentlang. Hunderte Menschen wartengeduldig, bis sie an der Reihe sind. Showkat schießt einige Fotos, sprichtmit den Menschen. Das hier ist Showkats Thema. In asiatischen Ländern isteroft mit Flüchtlingsproblematikenkonfrontiert. Er kennt solche Bilder. Nein!', sagt er da entschieden, soetwas habe ichnoch nie gesehen.' Dass Menschen in Not derartgeduldig und gesittet auf Hilfspakete warten, ist Showkat fremd. Inden Ländern,ausdenen ich ansonsten berichte, würde der Hilfslastkraftwagenmehr oder weniger überlaufen werden', sagt Showkat. Warum ist das hier anders?', denkt erlaut weiter. Showkat vermutet, dass die Flüchtlinge vom Ordnungssinn der Europäer bereitsinfiziert wurden oder dass sie Angst haben, bei Fehlverhalten wieder des Landesverwiesen zu werden. Ich vermutewiederum, dass das Vertrauen der Flüchtlinge, hier in Europazumindest mitdem Überlebensnotwendigem versorgt zuwerden, fürdieses gemäßigte Verhalten verantwortlich sein könnte. Aber letztlichwissen wir es nicht. Dass wiraberunseres intensivenund einanderwohlgesinnten Austauschs wegender Wahrheit Stück für Stück näherkommen könnten, davon sind wirbeide überzeugt. EPILOGMeine anfängliche Sorge, dass im Webzeitalter ohnehin schon jederalles über andere Kulturen weißund deshalb kaum noclzÜberraschungen möglich sind, hat sichals totale Fehleinschätzung erwiesen. Aiss Informationsbeschafjüng via Internet, der Komplexitätvon Erlebnissen und darausresultierenden Erfahrungen nichtannähernd gleichkommt, bestatigfesick fast im Minutentakt. "quot;lt; WIENER 101 Man v ermutet eher Beten de als Bette Indein rei chen Lände rn.