Wiener Zeitung 16.01.2016 Prater Wien Stefan Niederwieser 17.01.2016 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. Pratersauna entkernt Nach dem Vie I Pee übernimmt Martin Honun auch den schillerndsten Club der Stadt. Von Stefan Niederwieser Wien. Mit der Pratersauna kamenzwar nicht plötzlich die Easy Jet Touristen nach Wien, aber dafürein großes Stück Welt. Denn Fortgehen
[MEHR], das gehört zu einem Wochenende wie früher einmal Museum, Park und Pferderennen. Keine Metropole, die etwas aufsich hält, kann es sich leisten, ihre Clubszene zu vernachlässigen. Nein, Wien ist in den sieben Jahren seit der Eröffnung der Pratersauna nicht Berlin geworden, daswollte es auch gar nicht sein. Aber der Club hat viel internationales Flair nach Wien geholt, Türen geöffnet und Dinge in der Stadt mit verändert. Dazu gehörtam besten sichtbardie Verlängerung der Sperrstunde von 4 auf 6 Uhr, die ihre Betreiber ganz wesentlich vorangetrieben haben. Ursula Stressned' hieß der Songgegendielärmempfindliche Ex Bezirksvorsteherin des1. Bezirks, Ursula Stenzel (Ö VP), die sich gegen eine Ausweitungsträubte.400.000 Mal wurde das Video auf You Tubeangesehen. Die Verlängerungkam. Ebenso die Nacht UBahnam Wochenendeetwas, das esin London, Madrid oder Paris bisheute noch nicht gibt. Vor allemaber war es das Programm unddie vielen Ideen drumherum, dieden Club im Prater auch weitüber die Landesgrenzen hinausbekannt gemacht haben. So waren die Klos von Künstlern designt,es gab kleine Regatten mit ferngesteuerten Booten imhauseigenen Swimmingpool, Festivals für den Prater, aber auch ander adriatischen Küste wurdengegründet, ein Würstelstand eröffnet, es gab Ausstellungen, aufwendige Lichtkonzepte, Konzerte, Fußball WMScreenings, ein eigenes Magazin, einen immer wiederumgestalteten Eingangsbereichund ein Haus, das gerade zur Eröffnung des Gartens immer ausallen Nähten platzte. Kurz, mankonnte sich Sorgen machen, wieschnell sich die beiden Betreiber Stefan Hiess und Hennes Weissverausgaben würden. Es dauerte immerhin sieben Jahre. Schon länger gingen Gerüchte herum, die beiden wolltennicht mehr, das Haus sei ein Lochohne Boden, man würde einen Pächter suchen, der alles übernimmt Andererseits gibt es ähnliche Gerüchte über die meisten Clubs der Stadt. Kritik der Stammgäste Doch dann lief etwas aus dem Ruder. Im Boulevard wurde im November über einen Übernahmestreit berichtet, als würde es umdie Scheidung von Prince Henryund Steffie von Monaco gehen. Aussagen standen gegen Aussagen,bis schließlich klar war, nichtder Volksgarten, sondern Martin Ho wird die Pratersauna übernehmenwas viele Leute, die vor Jahren dort einmal Stammgästewaren, dazu brachte, das Endeder Location auszurufen. Das istein taktisches Getue von den jetzigen Betreibern, um kaufmännisch das Letzte herauszuholen',meint Martin Ho dazu im Interview mit der Wiener Zeitung'. Die Pratersauna wird verbessertweitergeführt. Es wird offener,sauberer und man kann sich auchmal hinsetzen. Der Kundeistdann wirklich Kunde.' Martin Ho will die Pratersaunaentkernen und im Bereich zwischen den beiden Clubs einen exklusiven Membersclub eröffnen. Er hat den Braten gerochen undbereits vor neun Monaten direktnebenan, nur durch eine Mauergetrennt, das Vie I Pee ganz inunmittelbarer Nähe der neuen Wirtschaftsuniversität ( WU) eröffnet. Angeblich ist es Wiens erster Hip Hop Club. Das Geld dafür hat der nichteinmal 30 Jährige als Gastronommit mehreren Dots Sushi Restaurants und seiner Galerie verdient. Ernst Karl Plech, den inoffiziellen Immobilienmaklerder Haider FPÖund Eigentümer der Pratersauna, kennt er seit Jahren. Mitihm hater direkt verhandelt,nicht mit den Pächtern. Außenminister Sebastian Kurz(Ö VP), Oscar Preisträger Stefan Ruzowitzkyoder Herausgeber Wolfgang Fellner kamen zu seiner großen Firmenfeier im November. Im Vie I Pee wird die Türezustreng ausgesiebt, dassei ein Treffvon BModels und Möchtegerns, kein Hip Hop Club, konnteman mitunter aus der Szene hören. Andererseits gehen immerwieder Rap Größen nach ihren Wien Shows ins gut besuchte Vie I Pee für die Party danach. Hip Hop ist heute anders. Straßenkriege und Tragik, das ist ja vorbei. Wir dürfen nicht in den Achtzigern und Neunzigernsteckenbleiben. Für unser junges Publikum bedeutet Hip Hop heute einanderes Lebensgefühl, abschaltenund feiern', meint Ho. Zu viel Publikum Und seine Türsteher lassen Leutenur dann nicht rein, wenn zu wenig Frauen, generell schon zu viel Publikum oder Besucher nochnicht 18 sind. Andere glauben alldie Versprechen über billigere Getränke,billigere Eintritteundmietfreies Veranstaltenkönnteman doch niemals halten, in zwei Jahren könne sich daran niemandmehr erinnern und dann würdeeinfach ein zweiter Volksgartenim Prater stehen. Aber Martin Ho hat auf fast alles eine Antwort parat. Er weißzweifelsfrei sehr genau, was ertut, und ist damit wirklich erfolgreich. Ob sich die Clubszene und Freigeister dann tatsächlich wiegeplant weiterhin in der Pratersauna treffen oder schon lange anandere Orte weitergezogen sind,ist eigentlich egal. Stefan Niederwieser ist Chefredakteur von The Gap Magazin für Glamour und Diskurs', das sichkritisch mit österreichischer Clubkultur auseinandersetzt. Wiener Zeitung 16.01.2016 Prater Wien Stefan Niederwieser 17.01.2016 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. Viel internationales Flair hat die Pratersauna nach Wien geholt. Foto: picturedesk/laif/ Evelyn Rois"quot; Bruno Stubenrauch