08.03.2016 Prater Wien 2, 28, 29 1/3 08.03.2016 Prater Wien 2, 28, 29 2/3 08.03.2016 Prater Wien 2, 28, 29 3/3 Der Prater hatte immer etwas Verbotenes. Das gilt gerade für den Wurstel, den Kasperl, der dem Wurstelprater seinen Namen gab. Seid ihr alle daaa?' Die Kinder haben auf diese Frage gewartet. ' Jaaa', tönt es vielstimmig zurück. Der Praterkasperl tritt auf. Wie so oft, schleicht sich das Krokodil von hinten heran,
[MEHR] und die Kinder warnen den Kasperl lautstark. ' Die Vorstellung ist sehr interaktiv. Die Kinder dürfen mitschreien und in die Handlung eingreifen', sagt Bühnenbetreiber Thomas Ettl. Und wenn die Erwachsenen auf die satirischen Zwischentöne hören, kommen auch sie auf ihre Kosten. Beim Wurstel daheim Der Original Wiener Praterkasperl, dem Ettl und sein Team eine Bühne geben, ist das letzte Überbleibsei einer großen Tradition. Nicht lange, nachdem Kaiser Joseph II. im Jahr 1 766 das Praterareal für die Allgemeinheit öffnete, bildete sich dort ein Vergnügungsbereich heraus. Der Wurstel, die Wiener Version des Kasperl, fand hier sein neues Zuhause. Er wurde zum Namensgeber des Wurstelpraters. Die Öffnung des Praters, die sich heuer zum 250. Mal jährt, gibt dem Wien Museum Anlass, in einer Ausstellung auf die Geschichte des Praters zurückzublicken. Wie der Prater zu seinem Der Wurstel war ein Teil dieser Geschieh te. Entstanden ist er aber schon vor seinem Einzug in den Prater. Rüpel gegen die Obrigkeit ' Der Hanswurst war eine wichtige Figur für die Altwiener Volkskomödie' sagt Ursula Storch, Kuratorin der Ausstellung, 'eine derbe Figur, die sich kein Blatt vor den Mund nimmt.' Der 1676 geborene Josef Anton Stranitzky führte die Hanswurstiaden in Wen ein. Der Hanswurst war nicht nur ein Praterkasperl Figuren von Ende des 19. Jahrhunderts. Da ist der ursprünglich bissige Wurstel schon etwas milder Noch blüht im Prater kein Baum. Aber einer ist schon da,... ...der Original Wiener Praterkasperl mit seim Krokodil und Bühnenbetreiber Thomas Ettl Aber je früher es in der Geschichte des Wurstelpraters ist, desto renitenter ist die Figur (um 1870) rüpelhafter und lebenslustiger Geselle, er sparte auch nicht mit Kritik an der Obrigkeit. Storch: ' Als Teil eines Stegreifstücks war unkontrollierbar, was er von sich gab.' Das war den Mächtigen ein Dorn im Auge. Noch Maria Theresia ließ die Stegreifauftritte verbieten. Das führte dazu, dass der Wurstel mehr und mehr zur Figur des Puppentheaters wurde. ' Im Prater galten andere gesellschaftliche Regeln als in der Innenstadt. Der Wurstel hat von Anfang an dazugepasst' so Storch. Die einfachen Leute saßen in den Gastgärten der Praterallee und schauten zu, wie Adel und Bürger vorbeidefilierten. Im Prater des 19. Jahrhunderts, da traf sich das arme und reiche Wien. Mitten drin war der Wurstel, der sich über alle lustig macht. ' Im Vergleich zu seinen Anfängen ist der Wurstel in dieser Zeit harmloser geworden, weniger politisch und immer kindgerechter', sagt Storch. 1873 läutete die Weltausstellung eine Blütezeit im Prater ein. Er wurde herausgeputzt und reguliert. Mit viel Lebenswillen Weltkriege und Wirtschaftskrise veränderten das Antlitz des alten Wurstelpraters weiter. Gerade in dieser Zeit erinnerte man sich wieder an den Lebenswillen jener Figur, die den Prater so lange prägte: ' Den Wurstel kann kana daschlogn', sang Heinz Conrads damals. Der Kasperl, der heute noch am Wurstelplatz 1 als letzter seiner Art die Stellung im Prater hält, hat sich im Kern sein aufmüpfiges Gehabe bewahrt. Ettl von der Praterkasperl Bühne: ' Vor kurzem hat sich einer der Kandidaten für das Bundespräsidentenamt selbst als Kasperl bezeichnet. Das kann der echte Kasperl natürlich nicht unwidersprochen lassen.' alois pumhösel Noch Anfang des 20. Jahrhunderts gibt es jede Menge Kasperl im Prater (um 1910) Der Praterkasperl stellt sich durchaus in die Tradition des alten Wurstels, der vor versammelter Kinderschar auch ein bisschen Satire für die Eltern einstreut Wussten Sie vom Prater, dass... ...die Hauptallee schon Ende des 18. Jahrhunderts ein Hotspot für Läufer war? Bei den so genannten Kürassläufen trugen die ' Jogger' allerdings Helm und Harnisch, lange Stiefel und Sporen. ...die Feuerwerkswiese im 18. und 19. Jahrhundert Ausgangspunkt für Flugexperimente und Vorführungen war ( Bild)? Hölzerne Luftschiffe, Flugmaschinen und Ballone in Form eines Wildschweins, eines Hirschen und eines Jägers stiegen auf. .. .der Prater während der Monarchie ein Ort von Massenveranstaltungen war? Zu Festen und Feiern kamen oft zigtausende Besucher. Einer der Spitzenreiter: das Vermählungsfest Kaiser Franz Josephs mit Elisabeth mit 200.000 Besuchern. .. . Anfang des 20. Jahrhunderts die bewegten Bilder der Kinos in den Wurstelprater einzogen? Noch vor dem Ersten Weltkrieg gab es eine Reihe von Vorführorten mit insgesamt 2.000 Sitzplätzen. .. .1902 ein ' Fest auf dem Mars' im Prater gefeiert wurde. Das Innere der Rotunde, die damals der größte Kuppelbau der Welt war, wurde in eine phantastische Marslandschaft verwandelt. In der Mitte wurde ein ' Marstodon', eine Art Marsmammut aus Gips, platziert. 70.000 Festgäste waren dabei. MEHR in der Ausstellung ' In den Prater!' Das Wien Museum am Karsplatz zeigt von 10. März bis 21. August ' Wener Vergnügungen seit 1 766' übriges mit Unterstützung der AK. Info: www. wienmuseum.at