5659 Gute REISE entspannt unterwegs sein Prater Wien 5659 Gute REISE entspannt unterwegs sein Prater Wien 5659 Gute REISE entspannt unterwegs sein Prater Wien 5659 Gute REISE entspannt unterwegs sein Prater Wien Wien ist ein Schmelztiegel der ganz besonderen Art: Hier befruchtet sich der Genuss mit schmerzend wahrhaftiger Kunst, hier feiert der so brutale wie ironische Wiener Dialekt fröhliche Urständ, hier gibt es Nac
[MEHR]htleben und dennoch eine Sicherheit, die kaum eine andere Großstadt für sich beanspruchen kann, hier trifft weitläufiges Grün auf gläserne moderne Bauten und kleine, verschlungene Gässchen vergangener Jahrhunderte. Wien ist Powidltascherl und Schiele, Nestroy und Riesenrad, Beuschel und Fiaker, Tanzquartier und kleiner Greißlerladen, Burgtheater und Flohmarkt, Freud und Würstel. Wien ist ein Strudel unerwarteter Ereignisse, und in diesem Strudel gibt s ein paar Rosinen rauszupicken. Hier nur zehn Gründe, Wien zu lieben. Mal ist es ein einzigartiger Ort voller Magie, mal ein Wesenszug, der die Besonderheit der Wiener Seele ausmacht. Obwohl: Eigentlich würden mir locker an die hundert Liebeserklärungen an mein Wien einfallen. Einer der schönsten Gründe, laufen und saufen (ob Spritzer oder Limo) zu gehen, ist die Prater Hauptallee mit den vier strammen Reihen mächtiger Kastanienbäume und den Lokalen in ihren Schatten. Ein Wiener Wahrzeichen auf ewig: Mal blühen hier die oben genannten Kastanien in betörender Art und Weise, mal bombardieren sie gnadenlos Spaziergänger mit stacheligen fliegenden Objekten. Im Sommer haben die angrenzenden Wiesen etwas von Klein Woodstock. In der Rosenlacke, manchmal auch Rosenwasser genannt, baden stinkende Hunde und Enten und wagemutige Kinder ( Letzteres sollte man nicht nachmachen.). Wer die Ausdauer hat, bis an das Ende der hypnotisch geraden Allee zu gelangen, kann sich im Lusthaus der Lust ergeben. Der kulinarischen. Wer mehr Lust darauf hat, an seiner Fitness zu arbeiten, wird hier ebenfalls reich belohnt. Die Prater Haupt allee macht zu jederjahreszeit von verliebtem Schlendern bis zum schweißtreibenden Joggen alles möglich, viele Wiener haben hier ihre Entwicklung auf Rädern absolviert. In Abänderung des Rätsels der Sphinx lautet die Frage: Wo fährt der Mensch erst auf vier Rädern, dann auf drei, dann auf zwei, manchmal sogar auf einem? Eben. Von klein auf und bis ins hohe Alter natürlich hier, in der Allee. Und dann grenzt hier auch noch die weitläufige Hundezone an, die das Gefühl von Wald überzeugend vermittelt. Wer keinen Wald, sondern lieber Trubel sucht: Bitte sehr, hier ist auch der Wurstelprater. Das Stadion für Konzerte und Fußballtitanen. Die Trainingsbereiche für diverse Sportler. Hier gibt es alles. Die Quadratur des Kreises. Ach. Es lebe die Allee! 2 Wenn man sich am Praterstern dann in die Untiefen der UBahn begibt, er' reicht man zügig den Karlsplatz und von dort aus das Naturhistorische Museum. Hier erfährt man anschaulich, wie Riesengürteltiere ausgesehen haben. Hier wartet die ganze Bandbreite von Schönheit des biologischen Augenblicks, eingefangen in zeitresistentem Rahmen: ausgestopft, eingelegt, skelettiert, versteinert. Von relativ frisch bis Millionen von Jahre alt. Von weich bis hart in sämtlichen Aggregatzuständen, wenn man vom Gasförmigen absieht. Sogar Bandlwürmer erleben hier eine gesteigerte Aufmerksamkeit. Wer es weniger abstoßend mag, kann sich ja an Riesenkristallen, farbenprächtigen Paradiesvögeln und Meteoritenstückchen delektieren. Die Dinosaurierexponate und die Mineraliensammlung haben mich übrigens auch schon als Kind fasziniert. Dazu kommt noch die vollendete Schönheit der Architektur. Und gegen einen kleinen Kaffee im Gastrobereich spricht auch nichts. 3 Hat man genug von den Hauern des Säbelzahntigers und den Klauen I diverser Dinos, kann man sich schon auf eine weitere Wiener Spezialität freuen, die noch wesentlich gefährlicher und nervenzerfetzender ist als alle diese zusammengenommen: der Wiener Grant. Dieser hat mit dem vor einiger Zeit noch betörenden Hugh keineswegs etwas zu tun, obwohl auch dieser Grant einen gewissen Charme entwickeln kann. Alle Menschen san zwar zwider, gleichzeitig lässt sich mit diesem Grant aber der Ernst des Lebens geradezu konterkarieren, er wird überzeichnet, dann negiert, wer grantig ist, der ist nicht leidend, der kann nicht leidend sein. Und zwischen einem kleinen charmanten Grantanfall und einem mörderischen Zorn bestehen graduelle, nicht lebensunwichtige Unterschiede. Wer sich dem Wiener Grant in Formvollendung hingeben will, kann das übrigens an einem Wiener Würstelstand ganz professionell abwickeln. 41 Der Wiener Würstelstand kommt zu den oben genannten Gründen ' natürlich noch dazu: Hier trifft die Opernballbesucherin auf den Installateur ums Eck, hier spritzt der käsige Eiter aus der Eitrigen, hier brutzelt das Häutl diverser Würste, hier gibt es Bucklate und Hotdogs, mit scharfem Senf oder mit süßem, hier begegnet die Welt der Nachtschwärmer der erwachenden Stadt, hier holen sich die Schüler eine kleine Jause auf dem Nachhauseweg kurzum, am Wiener Würstelstand brodelt das Wiener Leben. 51 Aber ien, die Großstadt der vielen Lichter, hat nicht nur den Betondschungel zu bieten, sondern auch einen echten. Ohne Tiger und Säbelzähne, versteht sich, aber manchmal mit anderen Vierbeinern. In der österreichischen Hauptstadt liegt ein Teil des Nationalparks Donau Auen, die Lobau. Im Osten Wiens gelegen, umfasst dieses Gebiet 2.300 Hektar und macht fast ein Viertel der Gesamtfläche des Nationalparks Donau Auen aus. Die Radfahrer, Schwimmer und Wanderer haben hier ausreichend Ausweichmöglichkeiten. Zusätzlich gibt es auch einen großzügigen FKKTreff, den wohl Ernst Molden besungen hat, als er die Ode an das ' Mädchen aus der Lobau' verfasste. Ganz genau weiß man es aber nicht. Eine grüne Ruhezone mit alten Bäumen, hier kann man an einem gut gewählten Plätzchen im Schatten den ganzen ' Herr der Ringe' auslesen # Checked It For You Hier kann man auch, kurz zusammengefasst, sportlich, entspannt und nackig sein. Mit einem Jahr und mit hundert. Hunde sind übrigens mitgemeint. 6 Aber Wien ist nicht nur grantig, wissenschaftlich oder nackig: In Wien lebt I die Lust am Schönen, sei es in der Kultur oder im Kunsthandwerk. Das hat Tradition, hier brodelte schon um die Jahrhundertwende die Lust am Experiment und an der Ästhetik und deren Brüchen, hier blühte der Jugendstil und warfen die Wiener Aktionisten mit Exkrementen, um Freuds Thesen ad absurdum zu führen. Da die durchschnittlichen Wien Besuchenden vermutlich kein brennendes Verlangen nach Wänden voller Tabubrüchen verspüren, gibt es aber auch Kunsthandwerk, das zwischen Eleganz und Verspieltheit oszilliert und das nur darauf wartet, mitgenommen zu werden. Aus diesem Grund ist die Keramikmanufaktur Feine Dinge in der Margaretenstraße sehr zu empfehlen. Diese ist ein Ort der Schönheit in all ihrer Zerbrechlichkeit und glücklicherweise immer noch ohne Elefant ausgekommen. Bis auf den ominösen Babyelefanten, der die Einkaufenden in sicherem Abstand halten soll. Ich bin ein bekennender Fan seit dem ersten Shop der Keramikerin Sandra Haischberger und ihrem Team zuerst in einem kleinen, hinreißenden Laden gleich beim Margaretenplatz, danach expandiert und gewachsen in einem großen geräumigen Einkaufsraum, der die geschliffenen Diamanten der Handwerkskunst in eine würdige Fassung bringt: die Leuchtobjekte der Moonstruck Serie, die mich seit über zehn Jahren in den Abend begleiten, elegante Schalen, kleine zarte Windlichter und bunte Vasen und neben einigen umwerfenden anderen Serien wie den Porzellandosen mit den Wildtieren am Deckel (passenderweise ' In the woods' genannt) das farbenfrohe Service namens Alice, so zauberhaft und verspielt wie Alice im Wunderland. Von klein bis ganz groß und ganz ohne Tränensee. 7 Und wenn wir schon bei Tabu und Kunst sind, so lässt sich gerade das Literatur I museum unmöglich von der Todo Liste in Wien streichen. Hier erfährt man noch mehr über das Wienerische in der Sprache und damit in der Literatur als am Würstelstand. Sie wollen Franz Grillparzers Arbeitszimmer betreten? Einen Hut von Elfriede Gerstl sehen, im Zetteluniversum von Friederike Mayröcker um Überblick kämpfen? Nichts leichter als das. Hier gibt es neben Kuriosem, das eine persönlichere Note der Literaten und österreichischen Kulturgeschichte (die sich von der Habsburgerzeit bis hin zur Gegenwartsliteratur spannt) vermittelt, auch komprimierte Informationen: Tonträger, Plakate, Abhandlungen. Und auch die Frage nach dem Österreichischen der österreichischen Literatur, die Querverbindungen zu bildender Kunst und Theater, zu böser Polemik, zum Politischen und dem Absurden, zur Mehrsprachigkeit und zum internationalen Austausch. Gerade die Literatur zeigt Wiens Schmelztiegelhaftigkeit in unterschiedlichsten Aspekten, durch die Augen der Schriftstellenden, durch die wissenschaftlichen Abhandlungen. Im Literaturmuseum gibt es neben den Dauerausstellungen, die Literatur zwischen Gedanke und Objekt begreifbar machen, auch wechselnde Ausstellungen zu spezifisch enger gefassten Themen. Ein guter Wort Ort. Weil sich hier Text, Objekt und Wissen ein sexy Stelldichein geben. Literatur ist eine große Verführerin. 8 Die Schönlaterngasse ist nur einer von vielen zauberhaften Orten Alt Wiens, das I neben der modernen Seite der Glasstahlfassaden immer noch in betörender Zeitlosigkeit vor sich hin schlummert. Sie verbindet Nostalgie und das Gefühl der Ewigkeit, dazwischen liegt die Alte Schmiede mit all ihrer rebellischen Tradition. Und neben der Alten Schmiede steht das Haus mit dem Basilisken, in dem früher die Galerie Basilisk untergebracht war. Und in dieser Galerie gab es die erste Ausstellung meines Vaters, an die ich mich bewusst erinnern kann, Zeichen seiner neuen Verwurzelung und seines Ankommens in Wien: als Mensch, als Künstler. Für unsere Familie ein ganz besonderer Meilenstein, der mich durch alle folgenden 43 Jahre in Wien begleitet hat, den ich immer wieder aufsuche, der für die Geschichte Wiens steht (allein schon wegen dem fiesen Monster im Brunnen) und gleichzeitig für meine eigene Wiener Geschichte. Und habe ich schon erwähnt, wie sehr ich diese kleinen gewundenen Gässchen der Innenstadt liebe? Beim Spazierengehen fühlt man sich verlässlich wie in einem dramatischen Historienfilm. Irgendwo zwischen ' Gefährliche Liebschaften' und Freud. Ja, ich mag das Drama. Ah ja, Freud ist auch ein Grund, Wien zu lieben. Und er saß gerne im Kaffeehaus. 9 Ein unverwechselbarer Grund, Wien zu lieben, ist seine Kaffeehauskultur. I die sämtlichen Angriffen von Starbucks und anderen Ketten trotzt, mit Wiener Grant als Schild und mit Wiener Charme als Schwert. Und wenn man Kaffeehauskultur sagt, dann kommt man um das Prückel nicht herum. Never ever. Das Kaffeehaus am Stubenring pflegt eine langjährige Tradition: einerseits in Sachen Wiener Apfelstrudel und Topfenknödel, eine Tradition, die man gar nicht oft genug hochleben lassen kann! Andererseits aber auch in Sachen Literatur und zu ihr geschmiegten Wortspendern und Schreibenden, die sich hier seit so langer Zeit zum Arbeiten, Genießen, einander Begegnen einfinden, um auf den mattbeigen Artdeco Stühlen Platz zu nehmen, sich in die Nischen zu verziehen, hinter ausgebreiteten Zeitungsfächern verborgen das Innenleben des Prückel zu begutachten. Hier geben sich auch Kunststudierende, Verleger, Anrainer und Touristen die Klinke in die Hand. Wer im MAK eine Ausstellung besucht, findet nicht selten den Weg über den Ring, um einzukehren. Der Apfelstrudel ist hier der süßeste, in einer untypischen Dreiecksform gehalten, die ein bisschen an die Hüte verwegener Musketiere erinnert, und die Kellner ersparen den entsprechend veranlagten Gästen im Handumdrehen auch den Besuch bei der Domina, so grimmig sind sie. Was dann genau nachgerechnet doch zu viel erspartem Geld führt. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass ich das Drama liebe? Wir haben einen kleinen Kreis durch Wien gezogen und noch so vieles nicht einmal gestreift. Wien ist aber nicht nur in seinem Kern, sondern auch in seiner Weitläufigkeit ein schöner Ort. Wer also nach dem Concrete Jungle die ruhige Kontemplation begehrt, ist in den Weinbergen von Stammersdorf und Bisamberg bestens aufgehoben. Wenn man noch ein kleines Stückchen Meer an Wien dranhängen könnte, wäre Wien zu 130 Prozent perfekt. Aber man kann nicht alles haben, und das, was da ist, ist schön. Die Weinberge bieten das ganze Jahr über eine grandiose Möglichkeit, Wien zu erwandern: im Frühjahr mit zarten ersten Knospen, im Sommer in den anliegenden Heurigen, um den Sonnenuntergang mit einem Backhendl bewaffnet zu beobachten, mit einem guten Glas Wein oder Traubensaft. Im Herbst vor der Weinlese zwischen den schwer beladenen Reben, die sich wie ein Zopfmuster über die Hügel ziehen. Im Winter in der Ruhe, die an kühlen Tagen über der Umgebung Wiens hängt, wandern, gerüstet mit warmen Socken und Schals, die bis zur Nasenspitze hochgezogen werden, später mit Punsch im Glas zwischen den Fingern, der Atem als weißer Hauch. Die Kellergasse, die man hinaufwandert, wenn man zum Bisamberg will, ist eine der schönsten und ältesten Wiens. Der Weg hinauf lohnt sich jedenfalls: Neben der umwerfenden Aussicht auf Wien gibt es hier in vorläufiger Ermangelung des Meeres auch noch sehr schöne Sun Downer. Aber das Gute daran ist: Am nächsten Morgen bricht verlässlich der nächste Wiener Tag an. Und man kann zu den zehn Gründen weitere zehn hinzufügen.