Kronen Zeitung / Bunt 04.05.2014 Prater Wien Roland Girtler 04.05.2014 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. GIRTLERSSTREIFZÜ GEDie Liebezur Grottenbahn Alsvagabundierender Kulturwissenschafter wandere ich mit meinem Freund Franz Josef Mayr durchden Wurstelprater, der mit seinen Wirtshäusern und Buden seit Endedes 18. Jahrhunderts Wienerinnenund Wiener ergötzt. Wir gehen
[MEHR] am Calafati vorbei, einem großen Chinesen aus Kunststein. Er erinnert an Basileo Calafati, einen Zauberkünstler und Betreiber eines Ringelspiels,zudem einst die neun Meter hohe Figureines Chinesen gehörte. Der Wiener Schriftsteller Felix Saitenberühmt durch sein Buch Bambi'verfasste 1911 ein schönes Buchmit dem Titel Wurstelprater'. Salten gelingt es mitdiesem Buch, auchheute Stimmung für den Prater zu erwecken. Er schreibt: Unaufhörlichwimmelt es von Menschen... Dienstmädchen schieben ihre Kinderwägen...,die Müßiggänger schlendern, die Dirnen eilen, im langen Zug wandertder kleine Mann mit Weib und Kegel,stampft der Student, zwischendurchschlüpfen die kleinen Buben, welchedie Schule schwänzen, um zu den Budenzulaufen.' Franz Josef Mayr undich kommenzueiner Schießbude. Hier kannman Rosen schießen, früherwarensieaus Papier, heute sindsie aus Plastik. Der Bursch kann genausowie früher seine Schießkunstzeigen und die geschossene Rose seinem Mädchen mit einem Handkussüberreichen. Unmittelbar neben dieser Schießbude prangt die Alt Wiener Grottenbahn' von Milan Brantusa, der siemit viel Liebe renovierthat und sie meisterlich betreibt. Milan, unser Freund, begrüßt unsherzlich in seiner Grottenbahn. Grottenbahnen und Geisterbahnen findensich ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts im Prater. Grottenbahnen, soauch Karussells, Achterbahnen undähnliche Unternehmen, gehören zuden sogenannten Fahrgeschäften. Ihre Betreiber werden als Schaustellerbezeichnet. Zu den Schaustellernzählt auch das bunte Volk der Seiltänzer, Messerwerfer, Volkssänger. Vonihnen wird schon in der Antike berichtet. Die früheren Schausteller zogenvon Jahrmarkt zu Jahrmarkt, sie wurden dem fahrenden Volk zugerechnet,ihr Ruf war nicht der beste. Mit dem Beruf des Schaustellers ist jedoch gro Kronen Zeitung / Bunt 04.05.2014 Prater Wien Roland Girtler 04.05.2014 für Prater Wien Gmb H und Wiener Praterverband zum eigenen Gebrauch nach §42a Urh G. Bes Wissen verbunden, um Menschengegen gutes Geldzuerfreuen. Im Laufe der Zeit sind viele Schausteller, so Milan Brantusawarbefreundetmit der Familievon Ernst Happelauch diese hier im Wiener Prater,sesshaft geworden, sic haben ihren eigenen Stolz entwickelt. Dazu gehort,dass man den Ehepartner innerhalbder Schausteller sucht. Auf diese Weiseentstanden beriihmte Praterfamili Felix Salten,eigentlich S. Salzmann,schreibt ijber diebunte Welt des Wiener Praters,zuder auch die Grottenbahngehiirt, class Jung und Altsich hier erholenund ergotzen'airmen.enwie die Familie Lang und die Familie Schaaf. Milan Brantusa erzahlt,dass die Familie Schaaf schon seit 150 Jahren im Wiener Prater zu Hause ist. Er hatte das Gliick, eine wunderbare Frauzuheiraten, die aus dieser Familie stammt und die im Besitz der Grottenbahn war, vor der wir stehen. Kinder und Erwachsene, die in einerkleinen Bahn sitzen, werden in eine Marchenweltentfiihrt. Man sieht Zwerge im Berg arbeiten und eine Prinzessin, die den Frosch kiisst, so ROLANDGIRTLERwie vide zauberhafte Marchenfiguren. Die Grottenbahn sollte or vielen Jahrenabgerissenwerden. Milan Bran tusa rettete sie, renovierte sic undlie B sic mit einer farbenprachtigen Fassade versehen. Milan, der demnachsteine Geisterbahneroffnenwird, liebt seine Alt Wiener Grottenbahn', sic existiert seit 1951. Milan Brantusa, dessen Lebensweltheute der Prater ist, wuchs nicht im Umfeld des Praters auf, sondern im 9. Bezirk,wosein Vater emn Espresso'besa B. Dieses geh Orte vorher einer gewissen Frau Happel. Sic war die Mutter zweier Buben, nachdem alteren Buben Ernst ist heute das beriihmte Praterstadion benannt. Milan Brantusa warbefreundet mit der Familie Happel. Er erinnert sich, dass er undder Enkel von Frau Happel Hiebe bezogen,well sic beide auf einem Dachboden geraucht hatten. Ich wiinsche Milan Brantusa, seiner Frau, meinem Freund Franz Josef Mayr und alien Freunden des Wiener Praters das Beste und ziehe weiter.